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Meinung
Kommentare AZ/BT
Unser Kolumnist Hans Fahrländer macht sich Gedanken über was er schreiben soll. Momentan sei einfach alles zu Corona-zentriert.
Ein Kollege hat angekündigt, er begebe sich nun in «Kolumnen-Quarantäne». Denn schreibe er über Corona, stöhne seine Leserschaft: «Jetzt der auch noch!» Schreibe er aber über etwas anderes, stöhne dieselbe Leserschaft: «Das interessiert doch jetzt niemanden!» Ich spüre dieses Dilemma auch.
Hinzu kommt ein Zweites: Gegenstand meiner Kolumnen ist der Aargau, vorab seine politischen Verwicklungen. Aber der steht ja im Moment still! Nichts geht mehr. Der Polit-Betrieb ist total Corona-zentriert, alle Veranstaltungen sind abgesagt oder verschoben, verschoben auch die Grossratssitzungen. Diese Kolumne gibt es seit gut 15 Jahren, jede Woche hat mir der Aargau (mindestens) ein Thema serviert – zum ersten Mal nach rund 800 Wochen ist mein Kopf leer.
Verschoben auch die Volksabstimmung vom 17. Mai über die «optimierten Führungsstrukturen an der Volksschule» – populärer: über die Abschaffung der Schulpflegen. Für insgesamt vier Podiums-Moderationen im ganzen Kanton habe ich mich verpflichtet, ein einziges Podium hat stattgefunden, dann ist das Veranstaltungsverbot niedergerasselt.
Natürlich trage ich den Verschiebungs-Entscheid mit. Es geht ja weniger um die langen Schlangen vor den Urnen, es geht vielmehr um die fehlenden Möglichkeiten der Meinungsbildung, eben zum Beispiel an solchen Podien. Eine Schlacht mit Leserbriefen und Online-Kommentaren plus das Abstimmungsbüechli führen nie zu einem objektiven Bild.
Also doch Corona? Ich habe mich beim Medienkonsum diese Woche mehr als einmal fürchterlich aufgeregt. Zum Beispiel, als der Kanton laut AZ bei den Präzisierungen zum bundesrätlichen Veranstaltungs- und Versammlungsverbot verlautbarte: «Erlaubt, wenn auch nicht empfohlen, wäre hingegen ein privater Fondue-Abend...» Ausgerechnet Fondue! Wo alle ihre Gabel in denselben Topf stecken! Soll man da weinen oder lachen?
Vielleicht soll man einfach leer schlucken und daran denken: Die Verantwortungsträger aus Ärzteschaft, Politik und Kommunikation haben total verrückte Zeiten hinter (und vor) sich. Da rutscht halt auch mal ein solch höherer Blödsinn durch. Zu hoffen ist, dass Aargauerinnen und Aargauer selber denken und nicht bloss an den behördlichen Verlautbarungen kleben.