Kommentar
Zölibat: Eine Sache des Herzens – erstickt von traditioneller Strenge

Christoph Bopp
Christoph Bopp
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Im Juni heirateten die Ex-Katholiken Kilian und Natascha Karrer an einem reformierten Gottesdienst.

Im Juni heirateten die Ex-Katholiken Kilian und Natascha Karrer an einem reformierten Gottesdienst.

Markus Tasser

Die katholische Kirche schöpft ihre Kraft aus der Tradition. Sie ist auch eine der ältesten Institutionen. Ihre Marke ist Identität. Identität heisst, dass alles so ist, wie es immer schon gewesen ist. Und Identität ist heute etwas, wonach die Leute verlangen und was sie suchen.

Also macht es wenig Sinn, diese katholische Kirche von aussen zu kritisieren. Die Tradition ist stärker als alle Gründe. Weil auch schon die kleinste Veränderung unabsehbare Folgen nach sich ziehen kann, ändert man lieber nichts. Und auf keinen Fall sofort, mag der Bedarf noch so gross sein. Möchte man etwas ändern, hier, gehe das Jahre, weil es nach Rom müsse und wieder zurück und wieder nach Rom und erst dann...

Gründe gegen das Zölibat gibt es viele. Man muss nicht alle gut finden, aber auch dann bleiben genügend. Gründe für das Zölibat gibt es nicht viele. Und wenn man die Tradition herausrechnet, eigentlich fast keine. Priester sollen sich ganz ihrer Aufgabe widmen. Keinen anderen Pflichten nachgehen müssen als ihrem Seelsorge-Dienst. Eine Frau zu lieben und für eine Familie zu sorgen, sind nicht kleine Dinge.

Aber die Nachfolge Christi ist eine Sache des Herzens, nicht des Buchstabens. Und der frühere Klosterbruder möchte die Botschaft weitergeben. Er will nicht aussteigen. Das akzeptieren die Verantwortlichen des Bistums Basel ja durchaus. Die Mitbrüder im Kloster schweigen. Die Vorgesetzten sind verständnisvoll in der Haltung, verdammen nicht, sind in der Sache aber verdammt hart. Dass das für zwei Menschen schwerwiegende Folgen hat, wissen sie. Es ist ihnen klar. Sie reden es nicht klein, fällen auch kein Urteil. Aber sie nehmen in Kauf, um der Tradition willen zwei Leben zu zerstören.