Kommentar
Willkommen im Schlaraffenland! Wer will sonst noch etwas Geld vom Staat?

Branchen und Unternehmen, die für den Fortbestand von Wirtschaft und Gesellschaft unverzichtbar sind, müssen gerettet werden. Alle anderen Hilfebegehren jedoch sollten vom Staat kritischer beurteilt werden.

Stefan Schmid
Stefan Schmid
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Viele Nachtclubs wollen nicht öffnen, wenn der Bund nicht mehr Geld spricht.

Viele Nachtclubs wollen nicht öffnen, wenn der Bund nicht mehr Geld spricht.

Keystone

Selbstverständlich brauchen auch die Schweizer Weinbauern eine Sonderentschädigung vom Staat. Schliesslich wird wegen Corona weniger hiesiger Wein getrunken. Und die Zürcher Nachtklubs erst. Die machen gar nicht auf, wenn nicht endlich mehr Geld fliesst – oder die Sperrstunde um Mitternacht aufgehoben wird.

Und logisch: Die Fussball- und Eishockeyvereine mit ihren teuren Stars wollen auch entschädigt werden.

Wer hat noch nichts bekommen? Wer will noch was? Willkommen im Schlaraffenland!

Die Schweiz hat rasch auf die Krise reagiert und unzähligen Firmen – auch dieser Zeitung – unbürokratisch mit Kurzarbeit geholfen. Gleichzeitig aber ist es nicht möglich, jede unerwünschte Auswirkung staatlich abzufedern.

Rufen wir in Erinnerung, dass es hierzulande auch zu normalen Zeiten ein Netz gibt, das alle, die unverschuldet in eine Notlage geraten, unterstützt. Man nennt das Sozialstaat. Gut, dass es ihn gibt.

Doch der Staat kann keine Vollkaskoversicherung gegen jede Unbill der Zeit anbieten. Mit dieser Pandemie aber sind die Erwartungen an das Gemeinwesen ins Unermessliche gestiegen. Viele, die jetzt in Schwierigkeiten geraten sind, versuchen an den Honigtöpfen der Allgemeinheit zu partizipieren.

Corona hat die Wirtschaft in eine Krise gestürzt. Es ist richtig, greift der Staat ein. Dabei muss zwischen notwendiger und wünschbarer Hilfe unterschieden werden. Notwendig ist die Unterstützung von Branchen und Unternehmen, die für den Fortbestand unserer Wirtschaft und Gesellschaft unverzichtbar und durch Corona existenziell gefährdet sind. Alles andere ist – je nach Interessenlage – wünschbar.

Denn irgendwann muss den ausufernden Begehrlichkeiten ein Riegel geschoben werden. Die massive Neuverschuldung, die jetzt entsteht, werden die Jungen schultern müssen.

Sie bezahlen primär die Corona-Rechnung. Neue Sozialleistungen wie die geplante Überbrückungsrente für ältere Arbeitnehmer, höhere Kinderabzüge oder ein Vaterschaftsurlaub werden angesichts ungedeckter Milliardenausgaben einen schweren Stand haben.