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Die Aargauer Gemeinderäte sind im Vergleich zu ihrem Aufwand und ihren Kollegen in Nachbarskantonen unterbezahlt. Das soll sich ändern. Die Vereinigung der Ammänner empfiehlt eine markante Erhöhung der Entschädigungen. Nicht gerade populär, aber mutig und richtig.
Gemeindeammänner und Gemeinderäte sollen also happig mehr Geld bekommen für ihre Arbeit. Je nach Gemeindegrösse wird sogar eine Verdoppelung der Entschädigung empfohlen. Das sieht auf den ersten Blick unverschämt aus. Und wirkt anachronistisch in Zeiten, in denen viele Gemeinden jeden Rappen zweimal umdrehen müssen.
Deshalb braucht es von Gemeindebehörden Mut, gerade jetzt höhere Entschädigungen einzufordern. Das weiss auch Renate Gautschy, die höchste Aargauer Gemeindevertreterin. Doch es ist an der Zeit, diese Debatte offen zu führen.
Die Zeiten sind längst vorbei, als der mächtigste Bauer im Dorf nebenbei noch die Geschicke der Gemeinde lenkte, während auf seinem Feld das Gras wuchs. Das einstige Ehrenamt hat sich gewandelt zur anspruchsvollen Managementaufgabe. Gefragt sind neben einem gesunden Menschenverstand heute auch Führungskompetenz, Kommunikationsfähigkeit, zeitliche Verfügbarkeit – all das hat seinen Preis.
Es ist klug von Kanton und Ammänner-Vereinigung, höhere Entschädigungen nur als Empfehlung abzugeben und nicht mit einem Gesetz erzwingen zu wollen. Denn die Anforderungen und Aufgaben sind von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. Die Stimmbürger können an ihrer Gemeindeversammlung nun selber entscheiden, was ihnen die Arbeit ihrer Gemeinderäte wert ist und ob sich eine Erhöhung der Entschädigung in ihrem konkreten Fall aufdrängt.
Eines aber ist auch klar: Mit einem finanziellen Zustupf seitens der Steuerzahler allein lässt sich das Rekrutierungsproblem in Gemeindebehörden nicht beheben. Auch die Wirtschaft ist gefragt: Nur wenn Arbeitgeber es wieder vermehrt möglich machen, dass sich ihre Mitarbeiter auch in der Gemeinde engagieren, lässt sich unser bisher erfolgreiches Milizsystem aufrechterhalten.