Apropos
Von Gegenständen, die einfach bleiben

Noemi Lea Landolt
Noemi Lea Landolt
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In Wohngemeinschaften werden immer wieder Dinge «vergessen», bis niemand mehr weiss, wer sie eigentlich in die Wohnung gestellt hat.

In Wohngemeinschaften werden immer wieder Dinge «vergessen», bis niemand mehr weiss, wer sie eigentlich in die Wohnung gestellt hat.

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Nach fünf Jahren schrieb mir mein ehemaliger Mitbewohner ein E-Mail. Er vermisse, seit er bei uns ausgezogen sei, seine geliebte Briefmarkensammlung. Ich wusste nicht einmal, dass er Briefmarken sammelte. Aber ich fing an, über Gegenstände in Wohngemeinschaften nachzudenken. Vor allem über solche, die einfach in den Wohnungen bleiben.

Manchmal über Jahre. Sie werden «vergessen», bis niemand mehr weiss, wer sie eigentlich in die Wohnung gestellt hat. Wenn die WG aufgelöst wird, stellt sich die Frage nicht, ob sie jemand vermisst. Entweder nimmt sie jemand mit, sie landen «gratis zum Mitnehmen» am Strassenrand oder im Abfall.

Meine Zimmerpflanze zum Beispiel. Eine Sukkulente. Robust und hässlich. Ein Mitbewohner hatte sie damals in der Wohnung gelassen, als er auszog, und ich konnte sie nicht wegwerfen. Am Ende habe ich sie sogar zweimal gezügelt.

Manchmal finden Gegenstände auch wieder zu einem zurück. Kürzlich hat mir eine ehemalige Mitbewohnerin meine chinesischen Stäbchen vorbeigebracht, die sie in der Küche fand. Und ich brachte meinem alten Mitbewohner ein Buch, eine Bohrmaschine und ein Brotmesser vorbei.

Wenn ich so darüber nachdenke: Das wären eigentlich nützliche Dinge gewesen.