Analyse zur neuen Museumsförderung des Bundes.
Freude herrscht bei elf Museen in der Schweiz. Bei vier anderen Institutionen dagegen Katerstimmung und Existenzangst – seit das Bundesamt für Kultur seine neue Museumsförderung präsentiert hat. Das Alpine Museum in Bern beispielsweise steht vor dem Aus. Das Museo d’arte della Svizzera italiana oder das Aargauer Kunsthaus auf der anderen Seite bekommen neuen (Finanz-)Schub für ihre Sammlungen.
Insgesamt verteilt der Bund mehr Geld an mehr Museen (an 13 statt bisher 7 Museen und 5,9 statt 4,9 Millionen Franken pro Jahr). Vor allem aber geschieht die Förderung nach einer neuen Formel und auf fünf Jahre befristet: Um die Beiträge mussten sich die Institutionen erstmals beim Bundesamt für Kultur (BAK) bewerben, bisher verteilten Bundesrat und Parlament bei der Beratung der Kulturbotschaft die Beiträge.
Es entspricht heutigen Ansprüchen, dass Fachleute nach Kriterien entscheiden und nicht Lobbys oder regionale Interessengruppen mit zwar gut gemeinten, aber oft etwas dubiosen Gründen Pfründe verteilen. Diese Art der Vergabungen mutete stets wie ein Relikt aus dem 19. Jahrhundert an. Dass das heutige Expertengremium seine Entscheide nicht öffentlich begründen muss, ist die Haltung des 20. Jahrhunderts. Also auch etwas überholt. Das Vorgehen ist trotzdem verständlich: Wer will schon immer mehr Bürokratie? Aber es ist nur legitim, wenn Kürzungen und Ablehnungen, aber auch Ziele mit den einzelnen Institutionen offen diskutiert werden.
Interessanter für die Öffentlichkeit ist die Tatsache, dass der Bund überhaupt «Betriebsbeiträge für Museen und Sammlungen Dritter» leistet, wie es auf Amtsdeutsch heisst. Die Förderung der Kultur ist in der Schweiz primär Aufgabe der Kantone und Gemeinden. Sie wenden dementsprechend mehr Geld auf. Von den insgesamt 2,7 Milliarden Franken für Kultur (1,7 Prozent der Staatsausgaben, Stand 2013) leisteten die Gemeinden einen Anteil von 50,7 Prozent, die Kantone 38,3 und der Bund 11 Prozent. Aber es gibt Aufgaben und Anliegen, die im Interesse des ganzen Landes liegen. Einen Sonderstatus haben dabei der Film, der oft international vernetzt produziert, sowie die Promotion von Schweizer Kultur im Ausland. Weitere landesweit wichtige Institutionen im Inland als Leuchttürme auszuzeichnen und zu fördern, hat das Parlament im Kulturförderungsgesetz von 2009 leider gestrichen. Bei den Museen gibt das BAK – im Interesse des ganzen Landes – nun behutsam Gegensteuer.
Dafür gibt es gute Gründe. Der Bund leistet sich kaum eigene Museen, einzig für Geschichte gibt es ein Nationalmuseum (das Landesmuseum). Die Schweiz besitzt aber kein Nationalmuseum für Technik oder Kunst, wie das in den meisten Staaten üblich ist. Gut also, bekommen das Verkehrshaus Luzern und das Technorama Winterthur wenigstens einen wirksamen Zustupf aus Bern. Auch den Beitrag an das Freilichtmuseum Ballenberg mit seiner Sammlung der ländlichen Bau- und Lebenskultur aus allen Landesteilen wird deshalb kaum jemand infrage stellen.
Man könnte die Liste der Museen, die hervorragende Sammlungen besitzen oder ihren Fokus auf die ganze Schweiz ausrichten, leicht erweitern. Sie alle zu fördern, würde aber bedingen, dass der Bund beträchtlich mehr Geld investieren müsste. Den gleichen Betrag einfach an mehr Häuser zu verteilen, würde nämlich nicht mehr, sondern weniger bewirken. Breitenförderung mit der Giesskanne mag regional teilweise richtig sein. Aber nicht bei der subsidiären, übergeordneten Bundesförderung. Das zeigt sich bei den Preisen, die das BAK in allen Sparten und in grosser Anzahl verleiht: Der Effekt verpufft jeweils schneller als Bundesrat Didier Burkhalters Gratulation an die Empfänger.
Mit der neuen Museumsförderung erzielt der Bund mit wenig Geld viel Effekt: Die Beiträge an die Museen sind nicht üppig, aber genug hoch, damit sie im Gesamtbudget der Institutionen etwas Zusätzliches, etwas Sichtbares ermöglichen. Sei es die Sammlung besser zu vermitteln, ein Thema vertieft zu bearbeiten oder wichtige Sammlungsbestände zu restaurieren. Auf dass sie dem Publikum Freude bereiten und dem Gedächtnis des Landes nützen.