Pünktlich zur Abstimmung über das Energiegesetz hatte die SVP ihre Liebe zur Vogelwelt entdeckt. Die geplanten Windturbinen würden zu einem Gemetzel an vorbeiziehenden Vögeln führen, beklagte SVP-Mann Thomas Matter im «Blick». Parteikollege Karl Zollinger liess einen Flyer drucken, auf dem er vor dem «grausamen Vogelmordgesetz» warnte. Dumm nur: Der auf dem Flyer abgebildete tote Spatz war in Wirklichkeit eine amerikanische Dachsammer und ist in hiesigen Regionen nicht heimisch, wie ein Ornithologe gegenüber «20 Minuten» versicherte.
Eine skurrile Verwechslung, wenn man bedenkt, wie gewissenhaft die SVP sonst zwischen Schweizerischem und Ausländischem unterscheidet. Mutiert die SVP zur ornithologischen Schweizermacherin? Nicht auszudenken, was mit unseren einheimischen Redewendungen passieren würde, sollte sich der neue Sprachgebrauch durchsetzen: Werden wir in Zukunft nicht mehr «mit Kanonen auf Spatzen», sondern auf Dachsammern schiessen? Schimpfen wir jemanden, der eine Dachsammer mit einem Spatzen verwechselt, dann ein «Dachsammerhirn»?
Nachdem das Stimmvolk der SVP am Wochenende den Vogel gezeigt hat, ist aber ohnehin anzunehmen, dass sich deren Interesse an Spatz & Co. bald verflüchtigen wird. Und die Dachsammer darf wieder in heimischen Gefilden fliegen.