SRF-Direktorin Nathalie Wappler versucht weniger, an einzelnen Angeboten zu schrauben, sie baut vielmehr die ganze Fabrik um, die in der Folge automatisch andere Angebote produzieren wird, schreibt Christian Mensch.
Strenge Brille, umgänglicher Ton. Das ist Nathalie Wappler, seit knapp eineinhalb Jahren Direktorin von SRF. Mit der Strategie «SRF 2024», die sie am Donnerstag zuerst den Mitarbeitenden, dann den Medien präsentierte, setzt sie um, wofür sie steht: ein hochstrukturierter Wille, den öffentlich-rechtlichen Sender an die veränderten Nutzungsgewohnheiten anzupassen, die Mitarbeitenden auf diesem Weg möglichst mitzunehmen, ohne Bereitschaft, dafür nur ein Jota von ihrem Kurs abzuweichen.
Im Interview mit dieser Zeitung bei Stellenantritt hatte sie angekündigt, in zwei Jahren werde SRF ein anderes Unternehmen sein. Für die Mitarbeitenden war dies eine Mischung aus Versprechen und Drohung zugleich, die Wappler mit dem Satz «Sparen ist keine Strategie» in vier Worte fasste. Nun sehen wir die ersten konkreten Massnahmen. Sendungen wie «Eco» oder das tägliche «Sportaktuell» fallen weg, in digitale Spartenangebote wird investiert. Eine noch unbekannte Anzahl Stellen wird gestrichen, eine wohl kleinere Anzahl neu geschaffen.
Entscheidend ist jedoch die strukturelle Wurzelbehandlung. Denn mit «SRF 2024» verordnet sie dem Betrieb einen Perspektivenwechsel: Die Programmabteilung, in der die Macherperspektive dominiert, wird durch die Abteilungen Vertrieb (Distribution) und Publikum (Audience) ersetzt. Anders gesagt: Sie versucht weniger, an einzelnen Angeboten zu schrauben, sie baut vielmehr die ganze Fabrik um, die in der Folge automatisch andere Angebote produzieren wird. Dies klingt etwas schwammig und abstrakt, ist aber radikal. Wapplers Vorgehen funktioniert allerdings nur, solange ihrem umgänglichen Ton und der strengen Brille auch Glauben geschenkt wird.