Ob sehr eitel oder nur ein bisschen – um regelmässige Coiffeur-Besuche kommen weder Mann noch Frau herum. Bisweilen erscheinen sie etwas lästig, letztlich aber dienen sie der – soweit möglich – Verschönerung.
Eines ist klar: Zahnarztbesuche sind weitaus unangenehmer. Als Kind war der Horror davor durch die Micky-Maus-Heftli im Wartezimmer etwas gemildert worden. Beim Coiffeur sind es inzwischen längst ganz anders geartete Heftli.
Manche auf billigem Papier, andere auf Hochglanz gedruckt, sorgen sie – anders als SRF – dafür, dass ich nicht einfach nur «bi de Lüüt» bin, sondern ganz nah beim Adel. Zum Beispiel hautnah am sich wölbenden Bauch von Prinzessin Madeleine.
Um einen Blick auf Gräfin Nina von Zech werfen zu können, als sie taufrisch vermählt mit ihrem Otto Freiherr von Stachelberg die Kirche verliess, hätte ich 400 Kilometer weit fahren müssen.
Beim Coiffeur um die Ecke kann ich mich nicht nur an Brautkleid, Diadem, Schleier vertiefen, sondern auch in die Roben und Hutkreationen geladenen Fürstinnen, Gräfinnen, Herzoginnen, Freiherrinnen, die Cutaways und Fräcke ihrer Gatten.
Kurzum, beim Coiffeur schwimme ich in blauem Blut, was für mich als Ur-Demokratin eine willkommene Abwechslung ist zum blauen Anzug und der faden graugesprenkelten Krawatte des frischgebackenen Bundesrates Ignazio Cassis.