Kommentar
Regierungsratswahlen: Die SP sitzt in der Frauen-Falle

Marco Hardmeier will SP-Regierungsrat werden. Das bringt seine Partei in Verlegenheit. Schliesslich machte die SP Aargau klar: Eine reine Männerregierung geht nicht. Verspielen die Sozialdemokraten nun ihre Glaubwürdigkeit? Ein Kommentar.

Rolf Cavalli
Rolf Cavalli
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Das falsche Geschlecht: Urs Hofmann und sein möglicher Nachfolger Marco Hardmeier.

Das falsche Geschlecht: Urs Hofmann und sein möglicher Nachfolger Marco Hardmeier.

Emanuel Freudiger

Die SP Aargau hat sich in Teufels Küche gebracht. Bei der Regierungsersatzwahl im Herbst machte sie der Öffentlichkeit unmissverständlich klar: Eine reine Männerregierung sei inakzeptabel. Sie wolle sich nicht schämen müssen für den Aargau, mahnte die damalige Regierungsratskandidatin Yvonne Feri gar. Bekanntlich kam es doch so: Jean-Pierre Gallati (SVP) wurde gewählt; seither regieren fünf Männer den Kanton.

Nun meldet mit Marco Hardmeier also ein SP-Mann als erster Ambitionen auf die Nachfolge von Urs Hofmann an. Einiges spricht für ihn: Als moderater Sozialdemokrat ist er mehrheitsfähig, als ehemaliger Grossratspräsident kantonsweit vernetzt. Zudem wäre mit dem Aarauer die Hauptstadt weiterhin in der Kantonsregierung vertreten.

Nur eben: Hardmeiers Geschlecht passt nicht. Die SP kann es sich diesmal schlecht leisten, ihr eigenes Prinzip über Bord zu werfen. Sie hat es bei der Ständeratskandidatur von Cédric Wermuth bereits getan. Damals argumentierte die Partei, nach acht Jahren Pascale Bruderer müsse es nicht zwingend wieder eine Frau sein. Das zieht diesmal nicht: Wer eine reine Männerregierung kategorisch für des Teufels hält und Frauen predigt, kann jetzt nicht einen Mann bringen, weil es gerade passt. Zumal die SP Aargau immer noch auf ihre erste Frau im Regierungsrat wartet.

Will die SP ihre Glaubwürdigkeit nicht verspielen, sollte sie rechtzeitig eine starke Kandidatin aufbauen.