Bahngüterverkehr
Nie wieder Rastatt!

Über sieben Wochen war die Rheintalbahn-Strecke unterbrochen wegen eines abgesackten Gleises. Nun ist die Zugstrecke zwischen Basel und Karlsruhe wieder befahrbar und vor allem für den europäischen Güterverkehr geht damit ein Albtraum zu Ende – der allerdings massiv nachwirkt.

Gerhard Lob
Gerhard Lob
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Die Rheintal-Bahnstrecke zwischen Basel und Karlsruhe war wegen eines abgesackten Bahngleises bei Rastatt unterbrochen.

Die Rheintal-Bahnstrecke zwischen Basel und Karlsruhe war wegen eines abgesackten Bahngleises bei Rastatt unterbrochen.

KEYSTONE

Die deutsche Kreisstadt Rastatt am Oberrhein mit ihrem schönen Barockschloss: Sie ist zum Symbol für ein Desaster geworden — das Desaster eines schlagartigen Zusammenbruchs des europäischen Bahngüterverkehrs auf der Nord-Süd-Achse.

Fast acht Wochen hat es gedauert, bis die Rheintalbahn nach der Gleisabsenkung vom 12. August wieder in Betrieb genommen werden konnte. Fast zwei Monate, welche die europäische Gütertransportbranche auf eine harte Probe stellten. Nur dank ausserordentlicher Anstrengungen der Logistiker haben die Konsumenten von dieser Krisensituation eigentlich nichts bemerkt.

Das Rastatt-Desaster hat die Schwachstellen der europäischen Bahnen offenbart: fehlende Flexibilität, fehlendes Krisenmanagement, Mangel an Ausweichrouten, nationale Hürden. Während Lastwagenfahrer aus der Ukraine von Holland nach Italien kurven, dürfen Schweizer Zugführer bei mangelnden Sprachkenntnissen nicht einmal in Frankreich eine Lokomotive steuern.

Der Handlungsbedarf nach Rastatt ist gross. Und es bleibt zu hoffen, dass die vielen Vorstösse und Appelle, die nun auf politischer Ebene erfolgt sind, keine Papiertiger bleiben. Die nationalen Bahnen müssen Kompetenzen an transnationale Einrichtungen abgeben, um ihre Zuverlässigkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.

Andernfalls droht der ein nachhaltiger Schaden. Und die umweltfreundliche Verlagerungspolitik von der Strasse auf die Schiene, welche Europa etwas halbherzig verfolgt, aber gerade der Schweiz so lieb ist, läuft Gefahr, ins Stocken zu geraten.

inland@azmedien.ch