Kommentar
Nach Auschwitz-Vergleich: Frickers Rücktritt war unausweichlich

Der Rücktritt von Grünen-Nationalrat Jonas Fricker nach seinem Holocaust-Vergleich war unausweichlich. Das Parlament muss Vorbild sein. Der Kommentar.

Henry Habegger
Henry Habegger
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Am Samstagabend gab Jonas Fricker seinen Rücktritt bekannt.

Am Samstagabend gab Jonas Fricker seinen Rücktritt bekannt.

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Der Rücktritt von Jonas Fricker war unausweichlich. Die Schuld dafür liegt allein bei ihm. Sein unsäglicher Vergleich eines Transports von Schlachtschweinen mit Juden war schwerwiegend genug. Seine saloppe, mit einem Lächeln vorgetragene Entschuldigung im Ratssaal und sein selbstgerechter Satz «danke, dass Sie meine Entschuldigung annehmen», zeigte: Naiv oder nicht, er hatte zunächst nicht begreifen wollen, was er angerichtet hatte.

Fricker hatte nicht das Parlament zutiefst verletzt, sondern jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, welche die Gräuel des Holocausts erlitten haben. Er hatte die Gräueltaten der Nationalsozialisten verharmlost, die Millionen von Menschen auf schrecklichste Weise gequält und umgebracht haben.

Das Parlament, gerade das höchste in der Schweiz, muss Vorbild sein. Es darf derartige Verharmlosungen und Grenzverschiebungen nicht dulden, auch nicht nur ansatzweise. Gerade jetzt nicht, in einer Zeit, wo nazistische Parteien und Bewegungen weltweit Aufwind haben und unsere Demokratien bedrohen. Es gibt hier keinen Raum für Kompromisse, für Halbheiten. Wer hier kumpelhaft ein Auge zudrückt, macht sich mitschuldig. Dass die Parlamentsleitung nicht auf Frickers Aussagen reagierte, ist ebenso bedenklich.

Die Grünen haben schliesslich vorbildlich und glasklar reagiert, indem sie den Aargauer innert zwei Tagen zum Rücktritt bewegten. Sie sagen damit: Verharmlosungen des Holocausts haben in der Schweizer Politik keinen Platz.

henry.habegger@azmedien.ch