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Es macht was es will, wann es will, wie es will: Mit ü30 ist das Leben zwar schöner – aber nicht immer leichter. «Liebes Leben, wir müssen reden», die neue Kolumne, jeden zweiten Samstag in der «Schweiz am Wochenende». Heute: Wie sage ich meinem Date, dass ich nicht interessiert bin?
Geschätzte Leserinnen und Leser, ich möchte Ihnen eine Frage stellen. Haben Sie je einen brauchbaren Ratschlag bekommen, was bei Liebeskummer hilft? Wie man gekonnt flirtet? Wie Sie eine Freundschaft beenden, die keine mehr ist? Nein?
Dacht’ ichs mir. Ich nämlich auch nicht. Wie man eine Gleichung mit zwei Unbekannten löst, 23 Gemüsesorten auf Französisch aufzählt und einen eleganten Felgaufzug macht – alles in der Schule gelernt. Aber wie man damit klarkommt, wenn ein geliebter Mensch auch noch mit anderen schläft? Keine Ahnung.
Ich bin oft ratlos. Und wenn mir das Leben mal wieder ein Bein stellt, knurre ich: Wieso? Eine Antwort bekomme ich nie. Dafür den Hinweis, schnodderig vor die Füsse gespuckt: Das musst du schon selbst herausfinden.
Selbst herausfinden bedeutet oft, sich mit unangenehmen Gefühlen rumschlagen. Wie neulich, als ich diesen Mann traf. Ein junger Arzt für Magen-Darm-Erkrankungen, kennen gelernt über eine Dating-Plattform. Wir tranken Drinks mit komischen Namen in irgendeiner angesagten Bar, und nach nicht einmal der Hälfte des Abends wusste ich: Nie im Leben wird aus uns etwas werden. Nein, auch für eine Nacht reicht es nicht. Doch wie sag ich ihm das?
Heute, wo potenzielle Partner, Sex und Freundschaften an jeder digitalen Ecke scheinbar unbegrenzt zu haben sind, liegen Zuneigung und Abweisung nahe beieinander wie nie. Als Social-Media-Redaktorin dieser Zeitung sehe ich Tag für Tag, wie sich Menschen von ihrer schönsten, glücklichsten und oft auch intimsten Seite zeigen. Aber auch, dass diese neue Offenheit das Leben nicht wirklich einfacher macht. Im Gegenteil: Ich bin oft heillos überfordert. Und genau darum soll es diese Kolumne geben. Liebes Leben, wir müssen reden – über dich, die Liebe, deine Schönheit. Über deine Tücken, deine Konventionen, deine Hinterhältigkeit.
Da sass ich nun also. Verkrampft über meinen Monkey Gland gelehnt, ahnungslos, nervös. Sag ich ihm schon zur Verabschiedung no way? Zu peinlich. Am nächsten Tag per SMS? Zu feige. Indem ich mich gar nicht mehr melde? Oberfeige. Ich entschied mich für Letzteres.
Maria Brehmer ist Social-Media-Redaktorin der «AZ Nordwestschweiz».