Iran
Keine Alternative zu Hassan Rohani

Michael Wrase
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Michael Wrase: «Die Wut der Iraner richtet sich in erster Linie gegen die verfehlte Wirtschaftspolitik ihrer Regierung und wohl nur sekundär gegen die Herrschenden in Teheran an sich.»

Michael Wrase: «Die Wut der Iraner richtet sich in erster Linie gegen die verfehlte Wirtschaftspolitik ihrer Regierung und wohl nur sekundär gegen die Herrschenden in Teheran an sich.»

AP

Kaum jemand hatte erwartet, dass es im Iran zum Ende des Jahres 2017 zu Massenprotesten kommen würde. Trotz der schweren Wirtschaftskrise galt die islamische Republik als stabil. Die Realität sieht nun anders aus: In über 70 Städten gehen die Menschen auf die Strasse.

Dass US-Präsident Donald Trump die völlig berechtigten Proteste in der islamischen Republik als eine Chance für den seit langem ersehnten «Regime Change» in Teheran betrachten würde, war zu erwarten. Doch wo sind die Alternativen? Soll nach dem Irak, der nach dem von der US-Armee herbeigeführten Sturz von Saddam Hussein in Chaos und Anarchie versank, ein weiteres Land im Mittleren Osten völlig destabilisiert werden?

Die Wut der Iraner richtet sich in erster Linie gegen die verfehlte Wirtschaftspolitik ihrer Regierung und wohl nur sekundär gegen die Herrschenden in Teheran an sich. Der Protestbewegung ist nicht geholfen, wenn sich Politiker wie Trump sowie Saudi-Arabien und Israel jetzt mit ihr solidarisieren. Nutzniesser wären wohl die Hardliner, die mit einem explizit gegen die Rohani-Regierung gerichteten Protestmarsch die Protestwelle ausgelöst haben.

Es ist Hassan Rohani, der gestern das Recht der Iraner auf friedliche Proteste verteidigte. Man mag dies als ein Lippenbekenntnis abtun, könnte den Geistlichen aber auch beim Wort nehmen. Im Interesse der Stabilität im Mittleren Osten sollte sich Europa für Letzteres entscheiden, ohne dabei die Protestbewegung im Iran im Stich zu lassen.