Flüchtlingskrise
Katastrophe verlagern ist falsch

Viele osteuropäische Länder möchten die Flüchtlingskrise am liebsten nach Griechenland "outsourcen". Doch das würde im maroden Land eine humanitäre Katastrophe mit Ansage heraufbeschwören. Europa ist je länger je mehr angewiesen auf die Türkei.

Fabian Fellmann, Brüssel
Fabian Fellmann, Brüssel
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Flüchtlingskinder warten in Mazedonien auf ihren Zug Richtung Serbien.

Flüchtlingskinder warten in Mazedonien auf ihren Zug Richtung Serbien.

Keystone

Österreich erlässt Kontingente für Flüchtlinge, und die Balkan-Länder würden sie am liebsten allesamt an der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien aufhalten lassen: Die europäischen Länder reagieren auf die Flüchtlingskrise zunehmend mit Abschottung. So verständlich dies aus nationaler Sicht ist, so schlecht ist es für die Bewältigung der Flüchtlingskrise.

Die Idee, Asylbewerber in Griechenland festzusetzen, ist keine gute. Der griechische Staat ist schon überfordert damit, den Griechen angemessene Dienstleistungen anzubieten – und das seit Jahrzehnten. Wer dem maroden Land nun auch noch zumuten will, für die ganze Union die Flüchtlinge aufzunehmen, würde aus der Krise eine humanitäre Katastrophe mit Ansage machen. Das würde die Werte des modernen Europas in ihren Grundfesten erschüttern.

Ein solches Szenario will Angela Merkel abwenden. Die deutsche Kanzlerin baut darauf, dass die EU-Länder bei der Betreuung der ankommenden Flüchtlinge besser werden – und dass dereinst nicht mehr von einer Krise gesprochen würde. Dreh- und Angelpunkt dieses Plans ist die Türkei, die zusammen mit den Europäern die Schlepperringe zerschlagen und die syrischen Flüchtlinge im eigenen Land halten soll. Dann sollen die Asylbewerber nur noch in geordneten Bahnen nach Europa kommen.

Merkel weiss sehr wohl, dass die Umsetzung dieses Plans mit grossen Unsicherheiten behaftet und in den vergangenen Monaten kaum vom Fleck gekommen ist. Das Problem ist nur, dass sie keine besseren Optionen in Sicht hat.

ausland@azmedien.ch