Kanti: Ja zu Neubauten

Hans Fahrländer
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Langsam heben wir den Kopf aus dem monotonen medialen Coronasumpf und merken: Es gibt ja noch andere Themen. Sie wurden vor Corona lanciert und sie melden sich jetzt peu à peu zurück. So ein Thema ist zum Beispiel: Der Aargau braucht neuen Raum für Mittelschulen. Die bisherigen in Aarau, Baden, Wettingen, Wohlen und Zofingen können die Nachfrage nicht mehr stillen. Dabei geht es weniger um eine Erhöhung der Maturitätsquote; aargauische Nüchternheit wird dafür sorgen, dass diese nie in Basler oder Genfer Sphären aufsteigt. Es geht schlicht darum, dass die aargauische Bevölkerung weiter stark wächst.

Die Regierung hat deshalb vorgeschlagen: Wir bauen zwei neue Mittelschulen, eine im Fricktal und eine auf der Mittellandachse, in Brugg-Windisch oder Lenzburg. Die «Neue» im Fricktal ist unbestritten. Schon vor 45 Jahren schrieb der Grosse Rat den Kanti-Standort Stein ins Schulgesetz. Doch der politische Prozess lief anders: Der Kanton schloss mit den beiden Basel einen Vertrag ab. Seither besuchen Hundertschaften von Fricktaler Jugendlichen Gymnasien in Muttenz und Basel. Der Kanton überweist pro Nase fast 20000 Franken im Jahr nach Liestal oder Basel. Für dieses Geld hat man bald einmal eine eigene Kanti beisammen. Im Standort-Rennen sind im Fricktal derzeit noch Rheinfelden/Möhlin, Stein und Frick.

Über den Standort südlich des Juras ist jetzt politischer Knatsch entstanden. Nicht einen Neubau soll es geben, das sei zu teuer, sondern Erweiterungsbauten. Zum Beispiel einen Anbau an die Neue Kanti im Aarauer Zelgli. Findet eine Aarauer Grossrätin. Oder einen Anbau an die Kanti Wohlen. Findet ein Wohler Grossrat. Ist das mehr als nur Regional-Lobbying? Der Grosse Rat hat den zwei «Neuen» im Grundsatz zugestimmt. Natürlich sind in die-sem Planungsstadium Änderungsanträge noch erlaubt. Und Geld ist stets ein Kriterium.

Allerdings müsste man zuerst genau rechnen. Und Geld ist nicht das einzige Kriterium. Es geht, in Zeiten von Pendler- Überflutungen, auch um Schulweglängen. Geht mit dem Angebot dorthin, wo die Nachfrage am grössten ist. Das ist kaum in Wohlen. Und in Aarau sind heute bereits mehr als 2500 Mittelschuljugendliche konzentriert. Wir sind für eine «Neue». Aber schön ist vor allem: Die politische Debatte im Aargau ist zurück.