Café Fédéral
Gummiboote, saure Gurken und Wölfe

Anna Wanner
Anna Wanner
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Keystone

Nachdem wir letzte Woche Schal, Kappe und Winterjacke wieder aus dem Keller holen mussten, sind seit dem Wochenende zum Glück die warmen Temperaturen wieder zurück und der Wollpulli kurzerhand gegen die Badehose ausgetauscht. Ja, über die Kapriolen des Wettergottes liesse sich dieses Jahr ein Buch schreiben. Im März war es (zumindest gefühlt) wärmer als im Mai und Juni. Und letzte Woche hat es im Engadin fast mehr geschneit als im ganzen Januar. Trotzdem gibt es eindeutige Indizien, dass nun Sommer ist. Ein Beispiel? Die Tage werden wieder kürzer. Und auf der Aare zwischen Thun und Bern stauen sich an warmen Wochenenden Gummiboote, am Gotthard staut es sowieso.

Ein unfehlbares Indiz des Hochsommers in Bern sind zudem die geschlossenen Mittagsbeizen. Und Journalisten kennen zwei untrügliche Anzeichen. Das erste sind die erfolglosen Telefonate an die Bundesverwaltung. Ferien! Zweitens wird spekuliert, welcher Bundesrat als nächster zurücktritt. Letztes Jahr war es Doris Leuthard. Tatsächlich beendete Eveline Widmer-Schlumpf dann ihre politische Karriere. Heuer wird nun nicht nur über Leuthard, sondern auch über die Zukunftspläne von Johann Schneider-Ammann gewerweisst. Wir geben beiden noch anderthalb Jahre.

Wer noch immer am Sommer zweifelt, dem liefert der böse Wolf den ultimativen Beweis. Sobald die Lämmer wieder auf den Alpen weiden, schleichen bald auch Raubtiere um die Herden und folgen ihrem Trieb. Auf Tierkadaver Nummer 25 folgt dann die offizielle Abschusserlaubnis, wie am Freitag im Kanton Uri. Dort hat ein italienischer Herr Isegrim sein Unwesen getrieben. Jetzt muss er selbst mit dem Tod bezahlen. Auge um Auge, Zahn um Zahn.