Präsident Hollande nutzte den Nationalfeiertag, um sich bei den Franzosen beliebt zu machen. Der Kommentar.
Mit Sehnsucht denken die Franzosen an ihre grossen Präsidenten wie François Mitterrand, Georges Pompidou oder natürlich Charles de Gaulle zurück. Denn über François Hollande, den sie vor allem deshalb gewählt hatten, weil sie seines Vorgängers Nicolas Sarkozy überdrüssig waren, können sie sich wieder einmal nur lustig machen. Nämlich über seinen persönlichen Coiffeur, der für das Frisieren der nun wirklich nicht übermässig komplizierten Haartracht sage und schreibe 9895 Euro im Monat erhält.
Am französischen Nationalfeiertag warteten die Millionen Zuschauer des präsidialen TV-Interviews nicht auf gescheite politische oder ökonomische Antworten. Sondern sie wollten wissen, was Hollande zu diesem fürstlichen Salär zu sagen hatte. Und der Sozialist zeigte sich alles andere als zerknirscht oder gar schuldbewusst. Angriffig fragte er zurück, wie man ihn der Prasserei verdächtigen könne, nachdem er den Etat des Élysée-Palastes um 10 Prozent gesenkt habe. Auch das Budgetdefizit des Staates und die Steuern für die Bürger habe er gesenkt, sagte Hollande. «Unser Land wird 2017 in einer besseren Verfassung sein als 2012», erklärte er. Und obwohl er die Fakten ziemlich verdrehte, ist es diese Behauptung, die die Franzosen in die Sommerferien mitnehmen werden.
Einmal mehr zeigt sich, wie geschickt Hollande, der in den Meinungsumfragen ganz unten ist, einen Nachteil in das Gegenteil zu drehen vermag. Seine Gegner sind gewarnt – allen voran Sarkozy, der den jovialen Sozialisten 2012 schon einmal gründlich unterschätzt hatte. Auch die Präsidentschaftswahlen 2017 hat Hollande weder aufgegeben noch bereits verloren.