Ständeratswahl
Förderung muss an der Basis beginnen

Der Entscheid der SP, Cédric Wermuth als Ständeratskandidaten zu nominieren, irritiert in der Politlandschaft. Ausgerechnet die SP, die Frauen fördern will, versperrt Yvonne Feri den Weg. Jetzt fordern andere Frauen Wermuth heraus: Marianne Binder ist schon nominiert, Irène Kälin und Maya Bally könnten folgen

Eva Berger
Eva Berger
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Cédric Wermuth nach der Ständeratsnommination am SP-Parteitag.

Cédric Wermuth nach der Ständeratsnommination am SP-Parteitag.

Claudio Thoma

Frauen sind keine Minderheit in der Schweiz, sie machen rund 53 Prozent der Wahlberechtigten aus. Dass sie gleichwertig wie die Männer in der Politik vertreten sein sollen, ist sicher keine überrissene Forderung. Vor fast 50 Jahren erhielten die Frauen nach einer Volksabstimmung das Recht, an der Politik aktiv teilzunehmen. Dennoch sind heute immer noch erst 15 Prozent der Ständeratssitze mit Frauen besetzt.

Doch wenn es um die Nominationen für die Ständeratswahlen geht, ist es eigentlich schon zu spät. Einzig die CVP hat mit Marianne Binder bisher eine Frau nominiert. Derzeit haben nur die SP und die Grünen Kandidatinnen, die bereits im Nationalrat sitzen, die nötigen politischen Erfahrungen gesammelt haben, eine gewisse Bekanntheit aufweisen, in den Ständerat wollen und nicht schon in früheren Wahlen verheizt wurden. Für die anderen Parteien ist es kaum möglich, eine Frau mit Wahlchancen zu nominieren. Für die Wahl 2019 ist deshalb der Zug wohl abgefahren.

Die Parteien haben aber jetzt noch ein gutes Jahr lang die Möglichkeit, das für die Zeit nach 2019 zu ändern. An der Basis gibt es genügend Frauen, die in der Politik mitmischen wollen. Man muss sie nicht suchen, aber man muss sie fördern und vielleicht auch dazu überreden, sich in einer von Männern dominierten Welt für ein solches Amt zu empfehlen. Es braucht für die Nationalratswahlen Listen mit mindestens 50 Prozent Frauenanteil. Erst wenn die Frauen von den Gemeinderäten bis
zum Nationalrat gleich vertreten sind wie in der Bevölkerung, muss die Frauenfrage nicht mehr gestellt werden.