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Die Geschichte erinnert an jene von Funda Yilmaz: Eine Köchin in einem kleinen Zurzibieter Dorf soll nicht eingebürgert werden, weil sie unter anderen an Geografiefragen scheitert. Es ist Zeit, die heutige Form der Einbürgerungsbefragung abzuschaffen – auch im Sinne der Gemeindepolitiker. Ein Kommentar.
Zwei eingefleischte Zurzibieter auf unserer Redaktion haben etwas gemeinsam mit Kaniz Fatema Khan aus Wislikofen: Die beiden – eine davon ebenfalls Wislikerin – konnten auf Anhieb nicht alle sieben Nachbargemeinden des 342-Seelen-Dorfes aufzählen.
Die 40-jährige Bangladescherin, die seit zehn Jahren in Wislikofen lebt, arbeitet und nun Schweizerin werden möchte, scheiterte beim Einbürgerungsgespräch ebenso an der Geografiefrage wie letztes Jahr Funda Yilmaz aus Buchs. Köchin Kahn schnitt zwar wie Tiefbauzeichnerin Yilmaz beim schriftlichen Staatskundetest gut ab, überzeugte die Behörde aber bei der Befragung nicht. Der Gemeinderat empfiehlt der Gemeindeversammlung deshalb die Ablehnung des Einbürgerungsgesuchs.
Die Diskussion wiederholt sich: Was sind objektive Kriterien für den roten Pass und wo beginnt Willkür? Muss man des Schweizerdeutschen mächtig sein und gilt das dann auch für Deutsche? Reichen ein guter Leumund und wirtschaftliche Unabhängigkeit oder sind die Mitgliedschaft im Dorfverein nötig und Wissen zu Stadt, Land, Fluss?
Das Einbürgerungsgespräch in der heutigen Form ist eine Zumutung für alle Beteiligten. Man macht den lokalen Milizpolitikern keinen Gefallen, wenn sie auf einer wackeligen Definition von Integration Schweizermacher spielen müssen. «Wir haben uns extrem schwergetan», sagt der Wisliker Gemeindeammann ja selber. Entweder bekommen die Gemeinden messbare Kriterien oder sie werden vom Einbürgerungsentscheid ganz entlastet.