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Meinung
Kommentare AZ/BT
Trump hat recht. Auf den Strassen New Yorks sind mehr Fahrzeuge deutscher Hersteller zu sehen als Chevrolets oder Cadillacs in Berlin und Frankfurt. Die Schlussfolgerung, die der amerikanische Präsident (und ehemalige Ferrari- und Rolls-Royce-Fahrer) aus dieser Tatsache zieht, ist aber kreuzfalsch. Denn erstens stammen zahlreiche amerikanische BMW oder Mercedes aus amerikanischen Fabriken – die beiden Konzerne betreiben im Süden moderne Produktionsstätten. Und zweitens ist der Welthandel kein Nullsummenspiel. Denn schliesslich beklagt sich Deutschland auch nicht darüber, dass die Mehrheit der Computer mit einem Betriebssystem aus US-Produktion läuft.
Leider aber sind Trump solche Binsenwahrheiten egal. Deshalb droht nun am kommenden G-7-Gipfel in Kanada der grosse Knall – weil die Verbündeten Amerikas es endlich satthaben, von Trump vorgeführt und als Sicherheitsrisiko bezeichnet zu werden. Dumm nur, dass letztlich Amerika für dieses Zerwürfnis unter Alliierten einen hohen Preis zahlen wird. Mag sein, dass der Präsident politisch profitieren wird, wenn in Ohio oder Michigan neue Stahlwerke eröffnet werden. Aber die Supermacht USA ist auf Verbündete angewiesen, will sie weiterhin dazu beitragen, dass demokratische Werte und Normen verbreitet werden.
Vielleicht verfolgt Trump eine nachhaltige Strategie, vielleicht nicht. Klar ist, dass er an seinem Kurs festhalten will – und es ihm egal ist, was die amerikanischen Verbündeten in Ottawa, Paris und Berlin zu sagen haben.