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Meinung
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Europas Politiker ergreifen harte Massnahmen, um ein einigermassen normales Weihnachten zu gewährleisten. Unsere Autorin überzeugt dieses Vorgehen nicht.
Wohl noch nie war die Politik so auf Weihnachten fokussiert wie gerade jetzt. In Deutschland, Österreich, England, aber auch in Frankreich ist der «Kampf um Weihnachten» im vollen Gang. Staatsoberhäupter von links bis rechts impfen ihren Bürgerinnen und Bürgern ein, dass sie sich jetzt brav an die strengen Massnahmen (Ausgangssperren, Kontaktverbote, Lockdowns) zu halten haben, damit sie an Weihnachten mit ihren Liebsten feiern dürfen. Klingt verdächtig matriarchalisch nach Schmutzli-Rhetorik und das Christkind wird als heilbringendes Pandemie-Erlöserli inszeniert.
Weihnachten first, um danach den Schlamassel monatelang wieder aufzuräumen – das kann nicht funktionieren. Das Coronavirus lässt sich mit Lametta und Weihnachtsliedern nicht vertreiben. Doch wahr ist auch, dass in einem Jahr, in dem nicht nur ein Virus, sondern auch die Einsamkeit und Verlorenheit grassieren, das Fest der Liebe und der Familie bedeutungsgeladener denn je ist. Aber das sollte Politiker nicht dazu verleiten, Weihnachten als feierliche Ausnahme von der Coronazeit zu inszenieren. Das würde menschlich Sinn ergeben, virologisch weniger. Erfolgversprechender ist da der schweizerische Mittelweg. Vergleichsweise lockere, dafür längerfristig umsetzbare Massnahmen. Was die Menschen jetzt brauchen, sind keine leeren Versprechungen, sondern Verlässlichkeit. Den Rest werden wir uns einrichten. Weihnachten wird nicht ausfallen, es wird nur anders.