Der Bundesrat hat in der Krise massvoll gehandelt. Nur den Sinn des Maskentragens hat er vernachlässigt. Das rächt sich jetzt.
Aller Kritik zum Trotz hat der Bundesrat die Krise bis anhin gut gemeistert. Die Zahl der Neuinfektionen ist zwar in den letzten Tagen wieder etwas gestiegen, befindet sich aber weiterhin im tiefen zweistelligen Bereich. Das grosse Verdienst des Bundesrats: Er hat die Bevölkerung mit seinen Entscheiden stets mitgenommen, er hat den Lockdown zwar spät, aber erst dann verfügt, als die Massnahmen von der Bevölkerung als vernünftig und zwingend akzeptiert wurden. Das schuf Vertrauen.
Nur: Das Risiko einer zweiten Welle ist nicht gebannt. Vor diesem Hintergrund können die Lockerungen des Bundesrats als allzu freimütig erscheinen. Kritik alleine am Bundesrat greift zu kurz: Breite Teile der Bevölkerung und der Wirtschaft wünschen sich diesen Schritt. Aber Lockerungen haben ihren Preis. Mit dem Öffnen von Restaurants, Museen und Zoos, mit dem Ende des Homeoffice füllen sich Strassen und Züge wieder, das Risiko von Infektionen steigt.
Deshalb verlangt der Bundesrat, dass sich die Bevölkerung weiterhin an die Hygiene- und Abstandsvorgaben halten soll. Schutzkonzepte in Läden und Restaurants wurden zwar gelockert, bleiben aber bestehen. Vorsicht ist vor allem dort geboten, wo auf kleinem Raum über längere Zeit engeren Kontakt mit anderen Personen besteht: Coiffeusen und Physiotherapeuten müssen Maske tragen, wieso dann nicht auch Passagiere im ÖV? Die Masken-Frage bleibt ein Schwachpunkt der bundesrätlichen Coronapolitik.