Roth-Rücktritt
Der Aargauer SVP fehlt es an Führungsstärke

Nach dem Rücktritt von Regierungsrätin Franziska Roth schweigt die SVP eisern. Der Kommentar.

Fabian Hägler
Fabian Hägler
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Die SVP-Führungsriege um Präsident Thomas Burgherr wurde offenbar von Roths Rücktritt überrascht. (Montage)

Die SVP-Führungsriege um Präsident Thomas Burgherr wurde offenbar von Roths Rücktritt überrascht. (Montage)

zvg/Severin Bigler, Montage: mwa

Die Kritik von FDP, CVP und Grünen an Franziska Roth sei berechtigt und nachvollziehbar, sagte SVP-Fraktionschef Jean-Pierre Gallati im März. Roth müsse ihre Amtsführung bis zu den Sommerferien massiv verbessern, sonst werde man sie zum Rücktritt auffordern, sagte SVP-Präsident Thomas Burgherr zehn Tage später. «Franziska Roth mangelt es an Willen, Interesse und Talent», stand in einer Mitteilung im April, verschickt von SVP-Kantonalsekretär Pascal Furer.

Nach dem Rücktritt von Franziska Roth am Mittwoch gab sich die SVP-Spitze überrascht und schweigsam. Beides ist schwer nachvollziehbar. Überraschend konnte für die Parteiführung höchstens der Zeitpunkt von Roths Ankündigung kommen, nicht aber die Demission als solche. Auf den Rücktritt der ehemaligen Regierungsrätin hatte die SVP seit Monaten selber hingearbeitet. Spätestens seit dem Parteiaustritt von Roth im April musste der SVP-Führung um Burgherr, Gallati und Furer klar sein, dass die Partei in absehbarer Zeit eine neue Kandidatur präsentieren muss.

Offenbar war die SVP auf Roths Rücktritt nicht vorbereitet. Die sonst nie um markige Worte verlegene Führung schweigt. Sie will nicht einmal bestätigen, dass sie überhaupt um den frei werdenden Sitz kämpfen wird. Ist das Selbstverständnis der grössten Partei, in der Regierung eine führende Rolle zu spielen, derart erschüttert? Oder herrscht an der Parteispitze Uneinigkeit darüber, wie die Situation anzugehen und zu lösen ist? Klar ist: Der SVP Aargau mangelt es derzeit an Führungsstärke und klaren Aussagen, die für Wahlerfolge nötig sind.

fabian.haegler@chmedia.ch