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Meinung
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Zwei Gründe führen zur Skepsis gegenüber dem Islam: Zum einen kapern islamistische Terroristen den Koran für ihre Zwecke und töten in seinem Namen zufällig Muslime, Nichtmuslime, Partygänger, Pendler, Reisende. Zum anderen kennen Nichtmuslime ihre muslimischen Nachbarn zu wenig, geschweige denn ihren Glauben. Was steht nun genau im Koran? Und was bedeutet das für die heutige Zeit? Genau bei diesem Punkt könnte das neue Islam-Museum helfen. Ein Museum müsste dazu informieren, zum Denken und zur Diskussion anregen. Müsste.
Satte vier Millionen Franken hat das Museum gekostet – und es taugt wenig. Die Ausstellung trägt die Züge einer Wissensvermittlung, die man eher in einer gut ausgestatteten Koranschule vermuten würde. Modern am Museum sind vor allem Umsetzung, Materialien und Technologie, nicht aber der Inhalt. In der zugehörigen grossen Bibliothek findet sich sogar einiges an einschlägiger Islamisten-Literatur.
Verteufeln darf man das Museum trotzdem nicht. Ein Islamist macht noch lange keinen Terroristen. Doch vor einem Hort der Radikalisierung haben Westschweizer Islamkritiker seit Wochen gewarnt. Im Visier hatten sie vor allem das Überbauungsprojekt für konservative Muslime, das den Museumsbetrieb dereinst finanzieren soll.
Allerdings verdient auch das Museum selbst eine kritische Vertiefung, wie der Besuch der «Nordwestschweiz» gezeigt hat: Die Ausstellung regt viel zu wenig zur Auseinandersetzung mit dem muslimischen Glauben und der islamischen Geschichte an und vermittelt zu viel Koran-Kunde. Man muss sich deshalb im Klaren sein: Schickt man Schulklassen in das erste Islam-Museum der Schweiz, so bleibt der Lerneffekt möglicherweise bescheiden.