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Seit dem Jahr 2016 sind die Krankenkassen zu Transparenz verpflichtet. Sie müssen die Löhne ihrer Chefs und Verwaltungsratspräsidenten offenlegen. Einige Versicherungen taten das zwar schon vor 2016, doch inzwischen kann sich niemand mehr drücken. Damit wissen wir: Die Chefs der grössten neun Krankenversicherungen in der Schweiz verdienten im vergangenen Jahr mehr als ein Bundesrat. Ein Mitglied der Regierung erhält inklusive Spesen gut 480 000 Franken pro Jahr.
Topverdiener ist Helsana-Chef Daniel Schmutz mit 810 000 Franken. Die Krankenkasse findet den Vergleich mit der Landesregierung schwierig. Sinnvoller sei es, Firmen gleicher Grösse innerhalb derselben Branche heranzuziehen. Das kann man zwar so sehen, dennoch ist der Lohn von Schmutz hoch. Schliesslich bezahlen das Salär die Kunden, die hierzulande verpflichtet sind, sich einer Grundversicherung anzuschliessen. Dass sich Teile der Öffentlichkeit an solchen Bezügen stört, ist daher verständlich.
Wenn die Löhne der Kassenchefs, wie in diesem Jahr, teils bis zu 18 Prozent steigen, geraten die Versicherungen noch stärker in einen Argumentationsnotstand. Denn wie sich die Löhne im Detail zusammensetzen, ist unbekannt. Wie hoch ist der Fixlohn? Wie viel macht der Bonus aus? An welche Kriterien ist dieser gebunden? Auf diese und weitere Fragen sucht die Öffentlichkeit vergeblich Antworten in den Geschäftsberichten. So kann man nur mutmassen, wieso ein Chef einer Krankenkasse in einem Jahr plötzlich 120 000 Franken mehr erhält.
Mehr Transparenz tut daher dringend not, da sich die Kassen zumindest in der Grundversicherung eben nicht in einem freien Markt befinden. Es wäre zu wünschen, dass die Versicherer von sich aus mehr Details zu den Löhnen offenlegen – und nicht wie bereits 2016 der Bund einschreiten muss.