Im Kinderspital Zürich haben Patienten mit einem bestimmten Herzfehler ein höheres Sterberisiko als in anderen Spitälern. Nun handeln die Verantwortlichen. Der Kommentar.
Kaum ein Land gibt so viel Geld für die medizinische Grundversorgung aus wie die Schweiz. Und doch stimmt die Qualität oft nicht. Besonders bei hochkomplexen Eingriffen fallen die Schweizer Spitäler ab. Beispielhaft zeigt sich das bei der Behandlung des sogenannten HLHS-Syndroms, einer seltenen Missbildung des Herzens von Neugeborenen. Im Vergleich zu grossen Herzzentren im Ausland weist das Kinderspital Zürich eine hohe Sterblichkeit aus.
Ein wesentlicher Grund für das schlechte Abschneiden ist die geringe Zahl an Patienten. Die tiefe Fallzahl hängt wiederum mit dem Umstand zusammen, dass es in der Schweiz vier Spitäler gibt, in denen schwere Eingriffe an Kinderherzen vorgenommen werden (Bern, Lausanne, Genf, Zürich).
Unbestritten ist, dass Spitäler mit hohen Fallzahlen bessere Resultate liefern als solche mit tiefen. Das ist nicht nur in der Kinderherzchirurgie so, sondern ganz allgemein, auch bei Blinddarm- oder Kaiserschnitt-Operationen. Deshalb ist sich die Fachwelt einig, dass nur eine Konzentration Fortschritte bringen kann.
Zu dieser Erkenntnis gelangte gestern auch das Kinderspital. Der ärztliche Direktor sprach sich für ein bis zwei Zentren aus. Er stellte auch das eigene Herzzentrum zur Disposition, was für das Kispi spricht. Doch während man im Ausland grossflächig die spitzenmedizinischen Kompetenzen bündelt, wird in der Schweiz nur darüber geredet. Das föderalistische System und das Ego des Medizinpersonals sorgen dafür, dass das so bleibt. Menschen mit schweren Krankheiten bleiben dabei buchstäblich auf der Strecke.