Ich habe Netflix; meine Katze hat das Wohnzimmerfenster. Ihr Programm ist mindestens so interessant wie jenes des Streamingdienstes. Stundenlang beobachtet der Kater von seinem Kratzbaum aus das Geschehen draussen: die Kinder auf dem Spielplatz, die anderen Katzen und natürlich die Vögel. Ihren Flug kommentiert er jeweils mit einem Schmatzgeräusch. Manchmal rafft er sich auf, springt mit einem Satz durch seine Katzenklappe – einen Vogel erwischt er nie. Das liegt wohl auch daran, dass seine Jagdfähigkeiten eher meinen Tanzkünsten gleichen als denjenigen einer Raubkatze: unkoordiniert, tramplig, spastisch. Sich auf Samtpfoten anschleichen, ist scheinbar nicht so sein Ding. Ein Jäger bleibt er dennoch, jedoch gehören Mäuse eher zu seinem Spezialgebiet.
Der Kratzbaum vor dem Fenster hat noch mehr Gutes: Schlechtes Wetter mag die Katze nämlich gar nicht und vom Wohnzimmer aus lässt es sich prima im Trockenen das Geschehen beobachten.