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Der Niedergang des traditionsreichen Schweizer Kraftwerkbaus scheint sich unaufhaltsam fortzusetzen. Der Kommentar.
Dem Standort droht ein neuerlicher Abbau von 450 Stellen. Seitdem die französische Alstom vor vier Jahren das Kraftwerkgeschäft an GE weiterreichte, hat sich die Zahl der Mitarbeiter in der Schweiz nahezu halbiert.
Gewiss, die Perspektiven für die Energieerzeugung mit fossilen Brennstoffen sind alles andere als rosig. GE ist angesichts der schwachen Nachfrage und der hohen Verluste zum Handeln gezwungen. Doch die Energiewende war schon vor langer Zeit absehbar, auch wenn das Schreckgespenst des Klimawandels damals deutlich weniger Schlagzeilen machte. Die Kraftwerkbauer wussten frühzeitig, dass ihnen das Klimaproblem das Geschäft vermasseln würde. Trotzdem blieben sie passiv und investierten kaum in zukunftsträchtige Technologien. Als sich die Realität durch schrumpfende Umsätze bemerkbar machte, war es bereits zu spät.
An strategische Investitionen in den Kraftwerkbau denkt bei GE niemand mehr. Für die Aktionäre geht es um Besitzstandwahrung in einem Geschäft, dem man langfristig keine Zukunft mehr gibt. Für die Schweiz ist das eine sehr bedauerliche Entwicklung. Denn noch immer ist hier ein grosses und über 100-jähriges Wissen über den Bau von Kraftwerken vorhanden, die auch aus erneuerbaren Energien gespeist werden können. Doch dieses Wissen liegt seit über 20 Jahren in schwachen Händen. Man muss daher kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass in zehn Jahren nicht mehr viel davon übrig ist.