Aus dem Zettelkasten des Verlegers

Pietro Supino, Verwaltungsratspräsident der Tamedia, ist der mächtigste Verleger der Schweiz. Dann und wann greift er in die Tasten, um sein verlegerisches Credo in Worte zu fassen. Was löblich ist, da es nicht nur die bauchnabelfokussierte Branche zu interessieren hätte, welche Gedanken den Dirigenten grosser Auflagen durchblitzen. Gestern hat Supino im hauseigenen «Magazin» erneut einen Einblick in seine Erkenntnisse gewährt.

SaW Redaktion
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Was er alphabetisch geordnet, von «Apokalypse» bis «Zeit» in 34 Lexikoneintragungen, als Zettelkasten, ausbreitet, ist zitatenreich, aber eigentlich und leider wenig originär: ein Lob des Journalismus, der Recherche und der Rendite. Eine Rechtfertigung, dass die Tamedia auf der richtigen Spur läuft. Immerhin: ein Bekenntnis zur SRG, wenn auch unter beschränkter Möglichkeit zur multimedialen Expansion.
Den Zettelkasten mit zahlreichen Querverweisen hat Supino als Darstellungsform gewählt. Doch damit tut sich eine seltsame Diskrepanz auf, formvollendet arrangiert: Der Inhalt seines Beitrags ist ein Bekenntnis für guten Journalismus, der aber doch darin besteht, Zusammenhänge nicht nur anzudeuten, sondern in Geschichten zu verweben. Die Form des Artikels verweigert sich jedoch diesem Anspruch: Entstanden ist ein Hypertext, zusammengewürfelt aus eher willkürlich gewählten Häppchen. – Was zeigt: Journalismus ist doch nicht so einfach, auch nicht für einen Verleger.
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