Neu werden Autofahrer, die unerlaubterweise den Üetliberg befahren, mithilfe des Uto Kulm gebüsst – der Verein Pro Üetliberg reagiert verhalten auf diese Neuerung.
Man könnte meinen, der langjährige Kampf um die Nutzung des Üetlibergs nähert sich in grossen Schritten seinem Ende zu. Denn vor rund einem Monat ergänzte die Gemeinde das elektronische Bewilligungssystem auf ihrer Website. Seither hilft der Betreiber des Hotels und Restaurants Uto Kulm, Giusep Fry, mit, Autofahrer zu eruieren, die unerlaubterweise den Zürcher Hausberg befahren. «Wir können und werden also gegen unbewilligte Fahrten vorgehen, selbst wenn es sich um Hotelgäste handelt», sagt Uto-Kulm-Sprecher Benjamin Styger auf Anfrage. «Wir tun also genau das, was man uns stets vorwirft, zu unterlassen – nämlich uns gegen den Mehrverkehr einsetzen.»
Denn man habe kein Interesse an grossem Verkehrsaufkommen auf dem Berg. Hin und wieder würden Gäste anfragen, ob sie eine Bewilligung zur Anfahrt erhalten würden. Dies werde vom Hotel strikt abgelehnt, doch würden sich einige trotzdem eine Bewilligung aus dem Internet ausdrucken. «Wir haben bei der Gemeinde um eine Verschärfung der Bewilligungspraxis ersucht. Mit Erfolg, wie man sieht», so Styger.
Im April vor einem Jahr änderte unter Federführung des Uitiker Sicherheitsvorstands Patrik Wolf (FDP) das Fahrregime am Üetliberg. Neu konnten Bewilligungen online bezogen werden und an der Üetlibergstrasse im Ortsteil Ringlikon wurde eine Kamera installiert, mithilfe derer das Befahren des Bergs kontrolliert wird. Diese Massnahme war ein Erfolg. «Von den im ersten Jahr 1600 registrierten Autos wendeten 85 Prozent ihr Fahrzeug auf der Höhe Schülerheim und gelangten somit nicht auf den Üetliberg», so Wolf. Dies sei ein positives Fazit.
Doch aus Sicht des Vereins Pro Üetliberg war das System zu lasch. So würden zu viele Ausnahmebewilligungen erteilt, deren Erlangen sei zu einfach und der Spielraum der entscheidenden Behörde – der Gemeinderat – sei zu gross. Der Rekurs, den Pro Üetliberg gegen die neue Verkehrsanordnung einreichte, wurde abgelehnt.
Benjamin Styger, Sprecher Uto Kulm
Die damals gewünschte Verschärfung wurde nun auf Wunsch des Uto Kulm umgesetzt. So funktioniert die Neuerung in System: Wer eine Ausnahmebewilligung beantragt, musste bis anhin Angaben zu seiner Person, Zielort und Grund für die Erlaubnis, wie etwa Warentransport, angeben. «Mit der neuen Funktion muss auch eine Kontaktperson vermerkt werden, die beim Uto Kulm tätig ist und die Ausnahmeerlaubnis bestätigen kann», so Wolf.
Dabei müsse es sich um jemanden handeln, der über diese Kompetenz verfügt. Weiter werde das Uto Kulm automatisch mittels E-Mail über den Antrag auf Bewilligung informiert und könne ihn mit den vom Hotel gewünschten Fahrern abgleichen. «Handelt es sich um eine Person, der keine Ausnahmebewilligung zusteht, teilt das Uto Kulm uns dies mit und dem Antragsteller wird die Bewilligung annulliert», so Wolf. Seit rund einem Monat wird dies so praktiziert, noch musste keine Bewilligung entzogen werden.
Für Wolf ist dies eine sinnvolle Lösung. «Die Uto-Kulm-Betreiber sind ebenfalls daran interessiert, dass niemand ohne Erlaubnis den Berg befährt. Denn dies wird von ihrem Fahrtenkontingent abgezwackt und fehlt dem Betrieb folglich.»
Seit knapp anderthalb Jahrzehnten dauert das Seilziehen um die Nutzung des Üetlibergs zwischen Gastronom Fry und dem Verein Pro Üetliberg nun an. Wenn auch mit unterschiedlichen Motiven macht es den Anschein, dass beide Parteien nun dasselbe wollen: weniger Autos auf dem Zürcher Hausberg. Die Präsidentin des Vereins Pro Üetliberg, Margrith Gysel, bleibt skeptisch. «Es wird sich zeigen, wie sich diese neue Handhabung auf die Anzahl Fahrzeuge im Naturschutzgebiet auswirkt», sagt sie. Weder eine positive noch eine negative Wertung wolle sie zum jetzigen Zeitpunkt abgeben.
Positiv wertet der Verein, dass die portable Kontrollanlage in Stallikon durch eine fest installierte Anlage ersetzt werden soll und die portable voraussichtlich zur Bergzufahrt Stallikon verschoben werden soll: «Bei den verantwortlichen Instanzen scheint sich etwas zu bewegen», heisst es im diese Woche erschienen Mitgliedermagazin des Vereins. Doch gebe es noch viele offene Fragen, relativiert Gysel. So ist noch immer der Rekurs gegen den kantonalen Gestaltungsplan hängig. Erst im April habe der Verein eine Replik eingeben können, eine Antwort folge frühestens im Juli.
Pressesprecher Styger hat zwar kein Lob von Pro Üetliberg erwartet, da die Reaktionen stets negativ seien. «Dabei ist es grotesk, da wir die gleichen Interessen haben. Wie der Verein Pro Üetliberg möchten auch wir so wenig Verkehr wie möglich», so Styger. Obwohl man von unterschiedlichen Ausgangslagen komme, wäre es möglich, am selben Strick zu ziehen. «Wohl würde es den Verein seiner Identität berauben, wenn er konstruktiv mit uns zusammenarbeiten würde. Dabei steht er mit seiner destruktiven Art den eigenen Zielen im Weg.»