Affoltern am Albis
Jetzt hängt es von der Bevölkerung ab: «Ohne Patienten kann kein Spital überleben»

Dem Spital Affoltern am Albis droht das Aus, da sich der Stadtrat der Standortgemeinde von ihm abwendet. Daniel Kalberer, Geschäftsleiter des Verbandes Zürcher Krankenhäuser, nimmt im Interview Stellung dazu.

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«Seit im Jahr 2012 die Fallpauschalen eingeführt wurden, spielt die Anzahl behandelter Patienten eine wichtige Rolle», sagt Daniel Kalberer vom Verband Zürcher Krankenhäuser.

«Seit im Jahr 2012 die Fallpauschalen eingeführt wurden, spielt die Anzahl behandelter Patienten eine wichtige Rolle», sagt Daniel Kalberer vom Verband Zürcher Krankenhäuser.

Spital Affoltern am Albis

Der Stadtrat von Affoltern will das Spital Affoltern schliessen. Was halten Sie als Geschäftsleiter des Verbandes Zürcher Krankenhäuser VZK davon?

Daniel Kalberer: Es hat sich in den letzten Jahren abgezeichnet, dass das kleine Spital Schwierigkeiten hat. Seit im Jahr 2012 die Fallpauschalen eingeführt wurden, spielt die Anzahl behandelter Patienten eine wichtige Rolle.

Was heisst das genau?

Die Anforderungen an die kleinen Spitäler sind die gleichen wie an die grossen Spitäler. Unter anderem müssen sie genauso Qualitätsberichte schreiben oder interdisziplinäre Fallbesprechungen durchführen. Das ist mit weniger Patienten und Personal viel aufwendiger. Zudem werden immer mehr Patientinnen und Patienten ambulant behandelt und können nach dem Eingriff direkt nach Hause. Der Rückgang stationärer Patienten fällt bei kleinen Institutionen stärker ins Gewicht.

Gleichzeitig ist es dem Verband Zürcher Krankenhäuser ein Anliegen, die Gesundheitsversorgung in den Regionen sicherzustellen. Wie geht das zusammen?

Das geht, wenn man in den Regionen die Grundversorgung sicherstellt. Für die komplexen Fälle muss man in ein grösseres Spital.

Das Spital Affoltern ist ja für die Grundversorgung da. Genügt als Alternative eine Permanence, wie sie sich der Stadtrat von Affoltern vorstellt?

Wenn die Permanence eine genug grosse Einrichtung wird, wo auch ambulante Eingriffe durchgeführt und Notfälle behandelt werden, dann kann das funktionieren und der Bevölkerung etwas bringen. Eine Vergrösserung des ambulanten Bereichs ist auch Teil der Zukunftsstrategie des Spitals Affoltern.

Vor zwanzig Jahren wurden im Kanton Zürich gleich sechs kleine Spitäler geschlossen. Das Affoltermer Spital gehörte damals nicht dazu. Müssen nun weitere kleine Spitäler auch zittern?

Nein. Das nächstgrössere Spital nach Affoltern mit seinen 3800 Austritten jährlich ist Männedorf. Dort verzeichnet man gleich doppelt so viele Austritte jährlich. Im Kanton gibt es zwar noch kleinere Spitäler als jenes von Affoltern, aber diese haben sich spezialisiert oder gehören zu einer Gruppe. So zum Beispiel das Paracelsus-Spital in Richterswil, das zur NSN Medical AG gehört. Das Spital Affoltern geht hingegen den Weg der engen Zusammenarbeit mit den Stadtspitälern.

Denken Sie, dass das Spital Affoltern zukunftsfähig wäre und offenbleiben könnte mit einem grösseren ambulanten Bereich?

Die Grundversorgung wird in Zukunft grösstenteils ambulant erfolgen. Der ambulante Teil ist deshalb absolut notwendig. Letztlich hängt das Weiterbestehen aber vor allem von der Unterstützung der Bevölkerung im Bezirk Affoltern ab. Ohne Patienten kann kein Spital überleben. (des)