Müsste sie am 4. März in Zürich wählen, stünde sie vor einer schwierigen Entscheidung, sagt Christa Rigozzi zu Beginn ihrer Rede vom Erkerfenster des Zentrums «Karl der Grosse». Danach setzt die Moderatorin und Ex-Miss-Schweiz nicht etwa zur Kampfrede gegen die No-Billag-Initiative an – als SRG-Angestellte könne sie die Initiative sowieso nicht zur Ablehnung empfehlen.
Vielmehr spricht Rigozzi von der Zürcher Stadtratswahl und derjenigen des Präsidiums. Ihr würde es schwerfallen, sich zwischen Corine Mauchs (SP) Frauenpower und Filippo Leuteneggers (FDP) Italianità zu entscheiden. Daher empfehle sie einen typisch schweizerischen Kompromiss: «Wählen Sie mich!»
Fans im Publikum
Die 34-Jährige hielt gestern die erste Winterrede dieses Jahres. Zum vierten Mal findet der Zyklus des Zentrums «Karl der Grosse» statt. Im Laufe der nächsten zwei Wochen werden neun Persönlichkeiten ihr Wort an das Zufallspublikum auf dem Grossmünsterplatz richten. Keiner der Redner ist aber so bekannt wie Christa Rigozzi. Es hat Fans im Publikum, die klatschen, johlen und sie mit einem lauten «Christa» empfangen, als sie nach dem Glockenschlag um 18 Uhr – zum «Sechseläuten» wie sie sagt – im hellblauen Wintermantel ans Erkerfenster tritt.
Zu ihren Qualitäten als Stadtpräsidentin zähle, dass sie die Stadt Zürich besser kenne, als man ihr als Tessinerin zutrauen würde. Sie wohne nämlich im schönsten Zürcher Vorort, in Monte Carasso bei Bellinzona, und sei per Zugverbindung schneller in der Innenstadt, als wenn man mit dem Auto von Brüttisellen komme.
Auch habe sie als Moderatorin der Expovina viele Zürcher Politiker kennen gelernt und wisse, wer Wasser predige und dann doch Wein trinke. «Ich selber würde Ihnen immer reinen Wein einschenken», verspricht Rigozzi, die vergangenes Jahr Schlagzeilen machte, als sie neben Jonas Projer die Moderation der SRF-Sendung «Arena/Reporter» übernahm.
Palmen und geheizter See
Ganz im Wahlkampfstil präsentiert Rigozzi auch Punkte, die sie als Stadtpräsidentin in Zürich verbessern würde. Sie würde die mediterrane Atmosphäre der Stadt fördern, indem sie die gefällten Bäume am Seeufer durch Palmen ersetzen, den Zürichsee für Winterbäder heizen und das Stadthaus vom drögen Stadthausquai an den sonnigeren Tessinerplatz versetzen würde. Rigozzi fordert auch weniger Bürokratie und mehr Show in der Politik: Anliegen könnten die Bürger per Performance vor dem Gemeinderat vortragen, während der Stadtrat als Jury darüber entscheidet. Sie selber könnte die Wünsche der Bürger mit einem goldenen Buzzer sofort umsetzen.
So gerne sie auch als Stadtpräsidentin kandidieren würde, müsse sie leider verzichten, sagt Rigozzi schliesslich und zwar wegen der Sprache: Züri-Deutsch sei für sie nun mal «cheibe schwierig».