Derzeit geht es auch im Kunsthaus Aarau blumig zu und her. Neben Floristen aus der ganzen Schweiz, Österreich und Deutschland stellt Deborah Höhn aus Unterengstringen kunstvolle Arrangements aus.
Die Blumen im Aargauer Kunsthaus leuchten in zarten Pastelltönen und einem kräftigen Blau. Zwei blumige Bahnen scheinen dem niedergeschlagenen Wanderer auf dem Kunstwerk an der Wand sowie dem Betrachter davor einen neuen Weg zu eröffnen. «Ich wollte in meiner Gestaltung auch das Emotionale aus dem Bild aufnehmen», sagt Jungfloristin Deborah Höhn. Sie arbeitet in Unterengstringen im Blumengeschäft Vier Jahreszeiten. Momentan trifft man sie jedoch oft in Aarau an. Denn als Jungfloristin wurde sie an die Ausstellung «Blumen für die Kunst» im Kunsthaus eingeladen.
Dort interpretieren derzeit Meisterfloristen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland Kunstwerke mit blumigen Arrangements. Höhn wählte für ihre Arbeit das Bild «Der Wanderer» von Ernst Ludwig Kirchner. Bevor sie die Blumen in mehrtägiger Arbeit zusammenstellte, habe sie sich sowohl mit dem Bild als auch dem Künstler und der Kunstepoche auseinandergesetzt.
Die Floristin platzierte in ihrer floralen Interpretation zarte Frühlingsblumen zwischen zerbrochenen Bodenplatten. Mit dornigen Hagebutten habe sie beispielsweise das Misstrauische im Blick des Mannes aufgenommen, das Hoffnungsvolle dagegen habe sie in Form von Schachbrettblumen und anderen filigranen Frühlingsblühern aufgenommen. «Ältere Ausstellungsbesucher waren erstaunt, dass eine so junge Person etwas so Tiefgründiges erschafft», sagt die 24-Jährige.
Doch für Höhn sind Blumen mehr als nur eine kunstvolle Dekoration. «Für mich ist die Natur voller Wunder», sagt sie. Deshalb ziehe es sie immer wieder nach draussen und zur Natur. «Ich bin Floristin aus Leidenschaft», sagt Höhn. Dasselbe gelte auch für ihre anderen Arbeitsstellen.
Höhn arbeitet neben ihrem Teilzeitjob als Floristin auch als Bäuerin sowie als Skilehrerin und ging bislang bereits während dreier Sommer auf die Alp. Dort habe sie auch Inspirationen gesammelt für ihre Blumenausstellung im Kunsthaus und ihre täglichen Arbeiten. «Ich will die Natur so wiedergeben, wie ich sie sehe», sagt Höhn. Dabei sei es interessant zu beobachten, wie jede Jahreszeit andere Blumen und damit auch andere Werkmaterialien hervorbringe. Im Frühling seien bei den Kunden besonders zarte Pastelltöne beliebt. Aktuell sei auch der Trend zu mehr Natürlichkeit auch bei den Blumen spürbar.
Die Anzahl der Floristinnen und Floristen in Ausbildung sinkt schweizweit drastisch: 2010 schlossen noch 1020 Lernende einen Lehrvertrag ab, 2022 waren es 593. Thomas Meier vom Floristenverband sagt, die handwerkliche Floristenlehre habe gegenüber dem Gymnasium einen schweren Stand. Doch er betont auch: «Man übt den Beruf aus Freude zur Natur, zu den Blumen und wegen des Kundenkontakts aus. Es ist noch echtes Handwerk mit künstlerischem Einschlag und das hat definitiv Zukunft.»
Für Höhn bot die Ausstellung im Kunsthaus Gelegenheit, sich noch intensiver mit der künstlerischen Seite ihres Handwerks zu befassen. «Es war interessant zu sehen, welches Zusammenspiel sich zwischen den vergänglichen Blumen und den ewigen Kunstwerken entwickelte», sagt sie. Dabei habe sie im Kunsthaus ein anderes Publikum als im Blumenladen erreicht. Die Rückmeldungen der Besucherinnen und Besucher seien bislang ebenfalls positiv gewesen. «Die Vielfältigkeit der lieblichen, zarten Frühlingsblumen kommt gut an», sagt Höhn. Die Ausstellung habe ihr gezeigt, dass es den Leuten guttue, sich Blumen zu gönnen.
Bis und mit 12. März kann man die Ausstellung «Blumen für die Kunst» im Aargauer Kunsthaus bestaunen.