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Region (LiZ)
Limmattal
Schauspieler Walter Andreas Müller, Moderator Markus Gilli, Oswald Oelz, Bergsteiger und ehemaliger Chefarzt der medizinischen Klinik am Triemlispital in Zürich und Adrian Schmitter, CEO der Kantonsspital Baden AG, bildeten das Podium.
Wie findet man die richtige Balance zwischen Arbeit und seinem Privatleben? Gibt es überhaupt ein Rezept dafür? Oswald Oelz, ehemaliger Chefarzt der medizinischen Klinik am Triemlispital in Zürich, zog es in die Berge, wenn er einen Tapetenwechsel brauchte. Rund um den Globus bestieg er Gipfel, 1978 sogar den Mount Everest.
Die Begeisterung für das Bergsteigen wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. Aufgewachsen in Feldkirch, mit Blick auf die Berge, habe ihm die Mutter schon als kleiner Knabe gesagt, «im Leben gibt es zwei Dinge, die man machen muss, Arbeiten und Bergsteigen. Dabei soll man genug Arbeiten, um sich das Bergsteigen finanzieren zu können», sagte er am Dienstag in seinem Referat am 18. Forum Wirtschaftsstandort Limmattal der az Limmattaler Zeitung im Hotel Geroldswil, das unter dem Motto «Work-Life-Balance» stand.
Und Oelz hat viel gearbeitet. Oft von früh morgens bis spät abends. Auch Adrian Schmitter, CEO der Kantonsspital Baden AG, kommt auf 70 bis 80 Stunden die Woche. Dennoch sei er glücklich, da seine Tätigkeit äusserst abwechslungsreich sei. Am Wochenende ziehe es in allerdings weniger in die Berge. «Ich besitze alte Autos und bastle gerne an ihnen herum», wie er an der anschliessenden Podiumsdiskussion verriet. Diese wurde von Schauspieler Walter Andreas Müller komplettiert und von Markus Gilli, Chefredaktor der Senderfamilie der AZ Medien moderiert.
Zufrieden mit seinem Beruf ist auch Walter Andreas Müller, weil «es das ist, was ich schon immer machen wollte. Und weil der Übergang zwischen Hobby und Arbeit bei mir fliessend ist.» Allerdings, da waren sich die drei einig, würden auf dem Podium auch sehr privilegierte Personen sitzen. «Es gibt unter meinen Mitarbeitern auch solche, die jeden Tag eine monotone Arbeit verrichten und deshalb auch genügend Zeit zum Abschalten brauchen», sagte Schmitter. Diese Erfahrung hatte auch Oelz schon gemacht, als er sich als junger Mann ein Motorrad kaufen wollte und deshalb in einer Fabrik arbeitete. Es sei eine monotone Tätigkeit gewesen. Nach zwei Schichten sei er am Abend nicht mehr fähig gewesen etwas zu unternehmen, weil er so kaputt war. Ausschlagegebend seien aber ohnehin nicht die Stunden, die jemand bei der Arbeit verbringe, «sondern das Engagement», sagte Schmitter. Dem pflichtete auch Oelz bei: «Ich habe nicht verlangt, dass man Mitarbeiter bis 22 Uhr bleiben, wenn aber jemand ging, ohne den Patienten richtig zu versorgen, wurde ich böse.»
In Anlehnung an Zitat des Gartenbauunternehmers Werner Spross, wonach aus Arbeit Glück fliesse, wollte Gilli wissen, weshalb denn so viele Menschen krank werden. Burnout sei heute ein Modebegriff, fand Schmitter. Oftmals werde er gebraucht, wenn es jemandem stinke, sagte Oelz. Es gebe aber durchaus auch andere Fälle. Denn Burnout sei ein anderes Wort für eine Depression, die durch eine unbefriedigende Tätigkeit unter Zwang ausgelöst werde, so Oelz. Er plädierte denn auch dafür, am Wochenende in die Natur zu gehen, um einen See zu spazieren oder in der Sonne ein Buch zu lesen, um abzuschalten.
Walter Andreas Müller wiederum ist sich sicher, dass die Gefahr einer Missbalance zwischen Arbeit und privat Leben umso kleiner ist, desto mehr einem die Arbeit erfüllt. Ein eigentliches Rezept, Kraft zu tanken, habe er nicht. «Es ist vielmehr wie bei einem Mosaik. Ich nehme mir jenen Stein, der mir in einer gewissen Situation am meisten hilft.»