Dietikon
Weniger Konsum, mehr Kunst: Am Samstag beginnt im Gleis 21 die Ausstellung «Weniger ist mehr»

21 Künstlerinnen haben sich über ein Jahr Gedanken dazu gemacht, ob – und wie – in unserer Konsumgesellschaft weniger mehr ist. Daraus sind Bilder, Skulpturen und auch ein Animationsfilm entstanden.

Sophie Deck
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Die Künstlerin Babs Ernst aus Dietikon thematisiert mit einem Betonklotz, der mit Plastik gefüllt ist, die Verschmutzung der Meere.

Die Künstlerin Babs Ernst aus Dietikon thematisiert mit einem Betonklotz, der mit Plastik gefüllt ist, die Verschmutzung der Meere.

Bild: zvg

Ein roter Fleck auf einer leeren Leinwand, ein Betonwürfel gefüllt mit Plastikmüll, Papier aus Markenlogos und Kleideretiketten: 21 Schweizer Künstlerinnen, davon sechs aus dem Limmattal, haben sich ein Jahr lang Gedanken zum Thema Konsum und Überfluss gemacht und dazu Werke kreiert, die sie ab Samstag im Gleis 21 ausstellen.

«Weniger ist mehr» ist nach der Trickfilmausstellung 2019 erst die zweite thematische Kunstausstellung, die im Kulturhaus am Bahnhof Dietikon stattfindet. «Eigentlich hatten wir die Ausstellung schon vor einem Jahr geplant, aber dann kam Corona. Jetzt sind wir froh, dass es klappt,» sagt Carla Hohmeister, Co-Präsidentin des Vereins Gleis 21.

Die Idee für die Ausstellung stammte von den Künstlerinnen selbst – sie entstand an einem Künstlerinnen-Apéro im Gleis 21-Bistro. «Das Thema Überfluss ist in unseren Gesprächen immer wieder aufgekommen», sagt die Unterengstringerin Jutta Znidar, die die Ausstellung koordiniert und gleichzeitig auch selbst ausstellt.

«Als Künstlerin wird man einerseits von viel Ware inspiriert und angeregt, andererseits kann es auch zu einer Reizüberflutung kommen, durch die man nicht mehr kreativ sein kann.»

Dass man wegen «zu viel» auch etwas verlieren kann, diesen Grundsatz könne man sowohl auf die Kunst als auch auf viele andere Bereiche im Leben anwenden, meint Znidar: «Zum Beispiel bei den Medien, wenn verschiedene Zeitungen das Gleiche über die gleichen Themen schreiben, im Supermarkt, wenn man sich zwischen 200 Joghurtsorten entscheiden muss oder beim PC, wenn es alle fünf Minuten ein neues Update gibt. Verbessern diese Dinge unser Leben wirklich?»

Verschmutzung, Fast Fashion und Farben in Linien

Genau dieser Frage sind die Künstlerinnen mit ihren Werken auf den Grund gegangen. In der Umsetzung vollkommen frei hatten sie alle ganz verschiedene Ansätze. So thematisiert zum Beispiel Babs Ernst aus Dietikon die Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll mit einem Betonklotz, aus dem Überreste von Fischernetzen, PET-Flaschen und Plastiksäcken herausragen. Dieser Müll ist ein Produkt unserer Wegwerfgesellschaft, in der Plastikverpackungen im Überfluss genutzt werden.

Die Zürcher Künstlerin Waltraut Huth-Rössler hingegen stellt «Weniger ist mehr» durch Formen, Linien und Farben dar: Ihr Werk ist eine Folge dreier Bilder, bei denen die Darstellung von Bild zu Bild etwas reduzierter wird, bis schliesslich ein Fokus und damit Inhalt erkennbar wird.

Käthy Borer-Gut aus Frick hat Markenlogos und Etiketten aus Kleidungsstücken herausgeschnitten und diese in Papier verwebt, um das Konzept von «Fast Fashion» zu kritisieren – das ist Mode, die schnell und trendbezogen designt und zu niedrigen Preisen produziert und verkauft wird.

Und neben Bildern und Skulpturen wird auch ein Animationsfilm gezeigt, den zwei Künstlerinnen gemeinsam kreiert haben: Susan Brandy hat einen Text geschrieben, den man zu einer Bildfolge, gemalt von Lorena Valentini (Künstlername: LOVA), hören kann.

Alle Werke sind im Gleis 21 von Samstag, 5. März, bis Sonntag, 13. März, jeweils von 14 bis 20 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist kostenlos und das Bistro ist während dieser Zeit ausnahmsweise auch immer 14 bis 20 Uhr geöffnet. Die Vernissage findet diesen Samstag ab 14 Uhr statt mit einer Rede des Dietiker Stadtpräsidenten Roger Bachmann und einer Einführung von der Kunsthistorikerin Ruth Vuilleumier.

Diese sechs Limmattaler Künstlerinnen beteiligen sich an der Ausstellung:

  • Babs Ernst, Dietikon
  • Pia Huber, Dietikon
  • Marlise Schellenberg, Dietikon
  • Adelheid Schenitza Keller, Birmensdorf
  • Lorena Valentini, Dietikon
  • Jutta Znidar, Unterengstringen