Dietikon
Vereinslandschaft atmet auf: «Jetzt wollen wir das positive Momentum mitnehmen»

Auch für alle Vereine ist die Aufhebung vieler Coronamassnahmen wertvoll. Pascal Stüssi, Präsident des Kartells der Ortsvereine Dietikon, freut sich über die zurückgewonnene Freiheit. Er hofft aber auch, dass die Lehren aus zwei schwierigen Jahren nicht vergessen gehen.

Florian Schmitz
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Ob Fussballturniere, Konzertauftritt oder Schwimmunterricht: Von den am Mittwoch verkündeten Öffnungsschritten profitieren die meisten Vereine.

Ob Fussballturniere, Konzertauftritt oder Schwimmunterricht: Von den am Mittwoch verkündeten Öffnungsschritten profitieren die meisten Vereine.

Limmattaler Zeitung

«Für die Vereine ist es sehr schön, dass sie jetzt wieder ohne Einschränkungen trainieren, üben und Aktivitäten durchführen können», freut sich Pascal Stüssi über den grossen Lockerungsschritt, den der Bundesrat am Mittwoch verkündete. Als Präsident des Kartells der Ortsvereine Dietikon (KOVD) und Vizepräsident des FC Dietikon hat er in den letzten zwei Jahren hautnah miterlebt, wie schwer viele Vereine unter der Coronapandemie gelitten haben. «Jetzt wollen wir das positive Momentum mitnehmen und wieder Drive aufbauen», sagt Stüssi.

Die zurückgewonnene Freiheit brauche hie und da noch etwas Überwindung. Bei Sporttrainings in Turnhallen hätten sich etwa viele Eltern vor Corona regelmässig untereinander ausgetauscht. Aber weil sie lange die Hallen gar nicht mehr betreten durften und auf den Schularealen Maskenpflicht galt, sei dieser soziale Aspekt komplett weggefallen. So etwas kehre nicht einfach von heute auf morgen zurück, sondern benötige wieder etwas Eingewöhnungszeit, so Stüssi.

Grosse Fortschritte bei der Digitalisierung und der Rücksichtnahme

Trotz aller Freude erinnert er daran, dass die Pandemie jetzt nicht einfach vorbei sei. «Wir müssen weiterhin etwas vorsichtig bleiben, eine gewisse Sensibilität aufbringen und Eigenverantwortung wahrnehmen», sagt Stüssi. «Corona wird nicht mehr verschwinden. Aber wir haben gelernt, damit umzugehen. Diese Erfahrung kann uns niemand mehr wegnehmen.» Das könne in Zukunft wichtig sein, falls im Herbst oder Winter wieder gewisse Einschränkungen nötig werden. Aber natürlich hoffe er, dass die Vereine auf diese Erfahrungen künftig nicht mehr zurückgreifen müssen.

Gewisse Lehren aus der Pandemie seien aber auch für die Zukunft wichtig, sagt Stüssi. So habe das Bewusstsein für Krankheitssymptome und die gegenseitige Rücksichtnahme stark zugenommen. Auch in Sachen Digitalisierung und Kommunikation hätten viele Vereine grosse Schritte nach vorne gemacht. Die wertvollste Erkenntnis aus der Pandemie ist für ihn aber:

«Die ganze Gesellschaft hat die Wichtigkeit von Vereinen erkannt. Sie sind für mich eindeutig systemrelevant.»

Wie essenziell etwas ist, merke man häufig besonders, wenn es plötzlich fehlt. In den letzten zwei Jahren konnten enorm viele Vereinsaktivitäten zwischenzeitlich nicht mehr stattfinden. Dabei sei offensichtlich geworden, wie wertvoll Vereine für die Integration sowie den sozialen Anschluss und das gesellschaftliche Zugehörigkeitsgefühl sind.

«Die Vereine hat es sehr hart getroffen. Für viele sind ihre grossen Anlässe auch wichtige Einnahmequellen», sagt Stüssi. Seit Pandemieausbruch hätten sich deshalb leider auch diverse Dietiker Vereine aufgelöst. Aber weil viele Leute wegen Corona plötzlich mehr Zeit hatten und das Vereinswesen für sich entdeckten, sei auch überdurchschnittlich viel Neues entstanden: «Die während Corona aufgelösten Vereinen halten sich etwa die Waage mit den neu gegründeten.»

Grosses Lob für die Gemeindeführungsorganisation

Auch für den KOVD als zentrale Anlaufstelle für alle lokalen Vereine seien die letzten Jahre sehr intensiv gewesen, sagt Stüssi. «Am Anfang der Pandemie prasselten die Informationen so schnell rein und wir mussten jeweils umgehend reagieren.» Von verschiedenen Sportverbänden hätte er sich nach bundesrätlichen Massnahmeentscheiden manchmal eine etwas schnellere Kommunikation gewünscht.

Die Dietiker Gemeindeführungsorganisation (GFO), die unter der Verantwortung von Sicherheits- und Gesundheitsvorstand Heinz Illi (EVP) wegen der Pandemie erstmals aktiviert wurde, habe hingegen exzellente Arbeit geleistet, lobt Stüssi. Die GFO habe der KOVD als Drehscheibe zwischen Stadt und Vereinen super unterstützt und auch spätabends noch häufig innert kürzester Zeit auf Fragen reagiert.

«Heinz Illi hat sich auch immer eingesetzt, um individuelle Lösungen zu finden.»

Bereits vor der Omikronwelle sei zwischenzeitlich wieder etwas Aufbruchsstimmung aufgekommen, blickt Stüssi zurück. Das habe er etwa im Juli 2021 anhand der «unglaublich tollen» Stimmung am Schülerturnier auf der Dornau gespürt, aber auch am ersten Tag der offenen Vereinstüren im September. Nach schwierigen Zeiten stehen die Zeichen für Vereine in der Region nun zumindest vorübergehend voll auf Aufbruch. Das will auch der KOVD nutzen und den Tag der offenen Vereinstüren, der dieses Jahr am 3. September stattfinden soll, weiter ausbauen und noch attraktiver gestalten.