Am 1. Dezember feiert die Dietikerin Franziska Schädel die Vernissage ihres neuen Buchs «Pickelnomaden und Staubrechner». In dem Lexikon werden Begriffe erklärt, die noch in keinem Wörterbuch zu finden sind. Dabei kommen viele kuriose Geschichten zum Vorschein.
34 noch unbekannte Wörter stehen in einem neu erschienenen Lexikon, das von sehr viel Fantasie zeugt. Auf dem schwarzen Einband steht auf der Rückseite nicht etwa eine Zusammenfassung, sondern ein gezeichnetes Bild von einer gewissen Salomea Abgottspon, der Verfasserin der sogenannten Luderreime, einem der Worte im Lexikon. Sie sieht aus wie eine gespenstische Grossmutter mit Stock, eingehüllt in einem Schaffell. Das klingt verrückt? Ist es auch, denn das Lexikon «Pickelnomaden und Staubrechner» spielt bewusst mit den Grenzen von Wahrheit und Dichtung.
Das beginnt schon bei der Entstehung: Denn das Buch, das die Hintergründe und verrückten Geschichten zu den neu erfundenen Wörtern beschreibt, stammt angeblich von der längstverstorbenen Jeanne-Marie Fabulus. Das erfährt die Leserin oder der Leser im Vorwort von der angeblichen Herausgeberin Adelheid von Hinterzarten.
Jeanne-Marie Fabulus soll bis zu ihrem Tod 1953 in Zürich gelebt haben. Sie führte ein Notizbuch, in dem sie Begriffe notierte, die noch in keinem Nachschlagewerk zu finden waren. So reiste sie von der Schweiz, über Deutschland nach Österreich und suchte in den Städten und Dörfern nach den Geschichten hinter diesen unbekannten Wörtern. Das Notizbuch habe seinen Weg über einen Trödler zur Verlegerin gefunden. Die «linguistische Spurensuche» habe sie so sehr beeindruckt, dass sie sich entschied, im Namen von Fabulus ein Lexikon zu erstellen, schreibt von Hinterzarten.
«Ob wirklich passiert oder nicht, das ist egal. Hauptsache, dass die Geschichte wahr ist.» Immer wieder weist Franziska Schädel im Gespräch auf dieses Zitat von Erich Kästner hin, das die erste Seite des Lexikons prangt. Die Dietikerin steckt hinter dem Buchprojekt und wird es am 1. Dezember an der Vernissage im Gleis 21 präsentieren. Ob sie das Lexikon selbst geschrieben habe, will sie allerdings nicht verraten. Sicher ist aber, dass der Dietiker Rolf Brönnimann alle Begriffe mit vielfältigen Zeichnungen illustriert hat.
Schädel blättert beim Treffen durchs Lexikon und bleibt auf Seite 32 stehen: «Schummerbild», das sei ihr Lieblingsbegriff. «Die Geschichte zu diesem Wort zeigt, wie man Leute hinters Licht führen kann», sagt sie vielsagend. Auf Rückfragen gibt sie aber keine Antwort. Es brauche wenig, bis die Leute einem etwas glauben würden. «Entweder ist alles wahr oder nicht.» Im Lexikon seien die Ortschaften und historischen Hintergründe wahr, sagt sie. «Der Rest? Man kann ja mal googeln.»
Die Geschichten im Buch seien bewusst zwischen Dichtung und Wahrheit angesiedelt, sagt Schädel und fügt hinzu:
«Seit der Ära Trump wissen wir, dass es anscheinend mehrere Wahrheiten gibt.»
Das Buch wirkt wie ein verpacktes Rätsel. «Wenn man dies aufmerksam liest, kommt man vielleicht einem Wort auf die Spur», sagt sie. Doch mehr verraten möchte sie nicht. Dieses Buch sei etwas für Leute mit Sinn für Skurriles und Fantasie. Es soll auch zum Nachdenken anregen.
«Die Sprache ist etwas ganz Lebendiges», sagt Schädel. Die Wörter stehen zwar in keinem Wörterbuch, doch Maskensünder oder Boomer habe es vor hundert Jahren auch noch nicht gegeben. «Wieso soll es dann keine Pickelnomaden geben?» Suchergebnisse zu Pickel oder Nomaden gibt es im Internet Tausende. Die Suche zu Pickelnomaden liefert hingegen nur fünf Treffer, die sich auf das Lexikon beziehen. Dieses wird am Wochenende auf dem Dietiker Weihnachtsmarkt sowie ab dem 1. Dezember an der Vernissage und in der Buchhandlung Scriptum für 25 Franken verkauft.
Das Lexikon «Pickelnomaden und Staubrechner» wird am Donnerstag, 1. Dezember, um 19 Uhr im Gleis 21 in Dietikon präsentiert.