Wer ist der Brandstifter? Die Rupperswiler rätseln

In Rupperswil ist die Brandserie Thema Nummer eins. Von Angst oder gar Panik findet man aber keine Spur, wie ein Augenschein im Dorf zeigt.

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Roman Schenkel, Toni Widmer

Vom Dach des verkohlten Schützenhauses ist nur noch das Gerippe zu sehen. Auf dem Platz vor der Brandruine baggert eine junge Frau die Strasse auf. «Die Stromleitungen wurden durch das Löschwasser der Feuerwehr beschädigt», erklärt Sabrina Richner. Sie ist schockiert, dass jemand das Schützenhaus abgefackelt hat: «Es ist sehr schade, denn das Schützenhaus war ein prima Ort, um Feste zu feiern.» Mit dem Turnverein Rupperswil habe sie jeweils die Waldweihnacht im Schützenhaus verbracht. Angst habe sie aber keine. Der Täter wollte sehen, wie es lodert, dafür komme halt nur ein Holzhaus in Frage. «Ich wohne in einem Wohnblock, da brennt es nicht gut», sagt Richner.

Diskussionen auf der Terrasse

«Auf unserer Restaurantterrasse wird viel über den Brandstifter geredet», sagt Nada Nikovic. Sie arbeitet seit zwanzig Jahren als Serviceangestellte im Restaurant Freihof. «Es beschäftigt die Leute sehr und sie sind etwas verunsichert, wo der Brandstifter als Nächstes zuschlagen könnte», so Nikovic. Hinter vorgehaltener Hand munkle man auch, dass es sich bei den Tätern wohl nur um Jugendliche handeln könne. Nikovic selber hofft, dass die Täter möglichst schnell gefasst werden: «Je schneller, desto besser.»

Ein Kontrollgang mehr

Thomas Wasmer wohnt gleich in der Nähe des Schützenhauses: «Ich mache mir schon meine Gedanken», sagt er. Privat habe er zwar keine Sorgen. Als Präsident des Fussballklubs Rupperswil beschäftige ihn aber vor allem, dass die beiden Klubgebäude in den Fokus des Brandstifters geraten könnten. «Sowohl das alte Waldstadion als auch die Sportanlage Stockhard, die sich im Bau befindet, sind abgelegen und daher einem Brandstifter ziemlich ausgeliefert.» Die Klubverantwortlichen seien deshalb besonders wachsam und machen bei Spielschluss immer einen Rundgang mehr als üblich. «Wir kontrollieren alle Fenster und schliessen auch die Abfallcontainer ab.» Wasmer ist froh, dass der neue Sportplatz mit einem hohen Hag geschützt sein wird. «So versuchen wir, Unbefugten den Zutritt auf das Areal zu verwehren, ein kompletter Schutz ist dies aber natürlich nicht», so Wasmer.

«Wie kommt jemand nur auf so eine blöde Idee?», fragt Martin Frey. Obwohl er in unmittelbarer Nähe der Sporthalle wohnt, die im Juli ebenfalls Opfer des Brandstifters war, hat er keine Angst, dass sein Haus angezündet werden könnte. «Die Brandstifung lässt mich nicht kalt, doch Angst habe ich keine», betont er.

«Das war ein hinterlistiger und gemeiner Bubenstreich», ereifert sich eine ältere Frau beim Bahnhof in Rupperswil. Sie habe die Feuerwehr an jenem Abend kurz nach 24 Uhr sogar noch gehört, erzählt sie. Die Rupperswiler lassen sich aber nicht verunsichern, davon sei sie überzeugt.

Ausgang wichtiger als Feuer

«Die Lehrer haben uns über den Brand informiert und gefragt, ob wir wissen, wer ihn gelegt habe», erzählen die Schülerinnen Antonella Cazzolino und Alessandra Azzinari. Sie besuchen die vierte Sekundarschule in Rupperswil. Für die beiden ist der Brand nicht das Thema Nummer eins: «Uns interessiert viel mehr, wo wir in den Ausgang gehen könnten», sagen sie und schmunzeln.