Als Tourist durch Wettingen promenieren, sich die alltägliche Umgebung zeigen lassen – 30 Personen kamen an den thematischen Spaziergang 1 zum diesjährigen Thema Architektur. Die Gruppe startete am Bahnhof und ging bis zur Pfarrkirche St. Sebastian. Manch einer der Teilnehmenden kam in der eigenen Gemeinde an Orte, wo er noch nie gewesen war! Mit Musse konnte man ein einzelnes Gebäude oder eine Gruppe betrachten, liess sich vom Architekten hinweisen auf die Gestaltung der Fassade, auf den Rhythmus in der Anordnung der Fenster, auf die Materialien der Mauern und ihre Wirkung für Auge und Tastsinn, auf die Stellung eines Baues im Verhältnis zur Sonne und zum Licht oder zur Strasse.
Bahnhofgebäude und Sebastianskirche stammen noch aus dem 19. Jahrhundert und „zitieren“ Stilelemente aus früheren Epochen wie Riegel, Stützbogen über dem Fenster, romanisches Rundbogenportal, gotische Rosette. Das in den Fünfzigerjahren geplante Zentrum mit der Bezirksschule, dem Rathaus und den Hochhäusern spiegelt die Ideen von Le Corbusier und Hugo Gropius für die moderne Stadt: Bauten weit auseinander, dafür höher, sozusagen als vertikale Stadt, mit viel Licht und Zwischenraum. Noch besser auf die Bedürfnisse der Bewohner zugeschnitten ist die Überbauung Lindenhof: Sie bietet durch eine geschickte Anordnung für alle Wohnungen Blick nach Osten und nach Süden und Westen.
Ein anderes Gebäude erscheint wie ein Stück Manhattan: Das Automation Center mit hohem Turm ragt über ein niedriges Sockelgeschoss, das zur Strasse hin vermittelt zu den dort flanierenden Menschen. Eine ganze Reihe architekturgeschichtlicher Beispiele sind in Wettingen zu finden.
Der Architekt Emanuel Schoop stellte die Wettinger Bauten in den Zusammenhang der Architekturgeschichte. Architekten wie Otto Hirt und Ami Conrad, Karl Moser oder Theo Hotz liessen sich inspirieren von den grossen Ideen ihrer Zeit und passten sie ein in den lokalen Rahmen. Ihre Bauten dokumentieren sehr konkret die je aktuellen technischen Möglichkeiten und die gestalterischen Ideen, aber auch die je eigene Sensibilität.
Ein zweiter Spaziergang zum selben Thema findet am Samstag, 21. Mai statt: Start 15 Uhr an der Ecke Seminarstrasse/Nägelistrasse (Nähe Bushalt Schwimmbad Baden), Schluss 17 Uhr beim Schartenfels mit Apéro. Kostenbeitrag Fr. 10.00. Anmeldung erwünscht: 056 426 99 03 oder reinert@bluewin.ch
Auf Ihr Interesse freut sich: Marie Louise Reinert