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Leserbeitrag NWCH
Kantonalverband Naturfreunde beider Basel
ONI Oberrheinische Naturfreunde Internationale
Die Idee der trinationalen Völkerverständigung feiert 75-Jahr-Jubiläum
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entsannen sich die Mitglieder des «Touristenverein Naturfreude» 1947 in Basel daran, dass dieser Verein schon seit seiner Gründung im Jahre 1895 eine Internationale Vereinigung war. Sie schrieben daher an die ihnen noch bekannten Freunde in Deutschland und Frankreich und baten um Rückmeldung.
Der Schweizer Brief hatte Erfolg. Sowohl in Deutschland wie in Frankreich fanden sich noch Naturfreunde, welche den Krieg überlebt hatten. Die Naturfreunde aus Basel luden ihre Freunde zu einem Ideenaustausch nach Basel ein. Alle waren sich bewusst, dass es sich um einen völligen Neuanfang handelte, da die Vorurteile in Frankreich gegenüber den Deutschen nach all dem, was im Krieg geschah, ziemlich gross waren.
Es trafen sich sieben Naturfreunde aus Baden, sechs Naturfreunde aus dem Elsass mit etlichen Mitgliedern aus der Schweiz zu Vorgesprächen in Basel. Die Anreise gestaltete sich recht schwierig, mussten doch Pässe mit Visum beantragt werden.
Schnell entstand ein guter Kontakt, denn aus den drei Ländern waren Mitglieder dabei, die schon vor 1933 diesem Verein angehörten. Zudem löste sich das Sprachproblem sofort, denn alle französischen Naturfreunde kamen aus dem Elsass, sprachen also alemannisch.
Aktuell war die Frage, wer alles von den bekannten Mitgliedern den Krieg überlebt hatte. Das Trauern über den Verlust so manches treuen früheren Freundes schweisste die Gruppe schnell zusammen.
Die Freunde schmiedeten noch an diesem Tag Pläne. Es entstand ohne grosse Umschweife ein internationales Begegnungsprogramm. Als völkerverbindendes Motto kristallisierte sich schnell der Slogan «Wandern kennt keine Grenzen» heraus. Von den Elsässern kam der Vorschlag, sich nicht nur zum Wandern zu treffen, sondern auch im Winter zum Skifahren und Skirennen, da dies in allen drei Ländern möglich ist. Die Badener Naturfreunde schlugen vor, dass man sich grenzübergreifend um den «Naturschutz» bemühen müsse. Bald war ein provisorisches Programm entstanden, das sich in den folgenden Jahren immer mehr festigte.
Diese länderübergreifende Organisation, zu der alle Sektionen der Naturfreunde aus dem ausgewählten Gebiet gehören, nennt sich «Oberrheinische Naturfreunde Internationale», ONI.
Es bestand aber nur ein provisorisches Programm und die neue Idee musste in den drei Ländern in die Tat umgesetzt werden. Dafür waren viele Gespräche, Konferenzen in den einzelnen Sektionen notwendig. Doch der Wille zur Völkerverständigung siegte. Im Herbst 1950 traf man sich im elsässischen Naturfreundehaus auf dem «Treh». Die früher gemachten Vorschläge wurden von allen akzeptiert und mit sofortiger Wirkung in die Tat umgesetzt.
Es mag heute seltsam klingen, aber eines steht fest: Die Naturfreunde aus den drei Grenzländern waren die ersten Bürger, die nach dem schrecklichen Zweiten Weltkrieg sich zu einer freundschaftlichen internationalen Partnerschaft bereitfanden.
Nun schreiben wir das Jahr 2022. Noch immer gibt es die «Oberrheinische Naturfreunde Internationale». Deshalb feierten wir am Sonntag, 12. Juni 2022, das 75-Jahr-Jubiläum der Idee in Basel.
Die über 100 Teilnehmenden trafen sich am Morgen unter den Arkaden des Rathauses zur Begrüssung, bei Kaffee und Gipfeli. Mit dabei Alt-Regierungsrat Hans Martin Tschudi, der in verdankenswerter Weise das Patronat dieses Anlasses übernommen hatte und als Vizepräsident der Regio Basiliensis einige nette Begrüssungsworte sprach. Ebenso anwesend war Dominik Zimmermann als Vertreter des Landesverbandes aus Bern, Claude Muller als Regionalpräsident AN Haut-Rhin, sowie der Co-Präsident des Kantonalverbandes beider Basel, Wolfgang Schultz.
Anschliessend trennten sich die Teilnehmer zu verschiedenen Führungen auf, sei es zu einem geführten Rundgang im botanischen Garten, einer Altstadtführung in Deutsch und Französisch, sowie einer Wanderung dem Rhein entlang, verbunden mit einer «Fähri-Kreufahrt».
Nach der Schifffahrt mit dem «Froschkönig» landeten wieder alle Naturfreunde wohlbehalten nahe der Kraftwerkinsel in Birsfelden, wo ein köstliches Mittagessen serviert wurde.
Einige verdiente ONI Präsident*innen, sowie Werner Kästle (92) als Gründungsmitglied wurde durch den aktuellen ONI Präsidenten Dominik Moresi geehrt.
Umrahmt wurde das Fest durch die Musik von Alois Volk, Naturfreundemitglied aus Weil, was einige zum Tanzen animierte.
Gegen 17 Uhr endete dieses Jubiläumsfest mit dem Wunsche sich im nächsten Jahr wieder zu treffen, sind doch einige neue und nette Beziehungen entstanden.
Mit einem naturfreundlichen «Berg frei» trennte man sich fröhlich.
Die Ehrengäste Werner Kästle (D), Bernard Gutzwiller (F) und Heidi Häni (CH) zusammen mit ONI Präsident Dominik Moresi (CH) stehend.