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Die Mitte Solothurn-Lebern zu Besuch bei der KEBAG AG in Zuchwil

Liliane Steiner
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Bild: Liliane Steiner

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(chm)

«Wie wird mein Haushaltabfall verwertet?» Diese Frage wollten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch Fachleute der Kebag beantworten lassen. Manfred Kammer begleitete die Gruppe, ausgerüstet mit Schutzhelm und Weste, durch die Kehrichtverwertungsanlage. Sie ist in den 70er-Jahren entstanden, da das Deponieren von Abfall im Wald nicht mehr erlaubt war. Die Gemeinden des Einzugsgebietes konnten für die Idee gewonnen werden. Die Kebag startete mit zwei Öfen zum Verbrennen des Kehrichts. Dann erfolgte ein Nachrüsten zur Rauchgasreinigung. Heute stehen vier Öfen im Einsatz.

Das Einzugsgebiet erstreckt sich über 1200 km2 von Biel bis Aarau, vom Jurasüdfuss übers Thal bis Bern. Etwa gleich viele Solothurner wie Berner Gemeinden (178) liefern ihren Abfall von rund 1000 t von etwa 520'000 Einwohnern täglich an. Die Kebag ist eines von 29 Unternehmen der Kehrichtentsorgung in der Schweiz. Sie beschäftigt rund 50 Mitarbeitende. Die Anlage arbeitet im Dauerbetrieb, steht also nie still.

Etwa 53 % der Abfallmenge werden mit der Bahn angeliefert. Der Kehricht wird zu den sechs Umladestationen gefahren und in Containern auf die Bahn geladen, die ihn auf dem eigenen Bahnanschluss aufs Gelände der Kebag befördert. Die zulässige gesetzliche Verbrennauslastung beträgt 221'000 t pro Jahr. Manchmal wird sie überschritten, weil die Kebag anderen Unternehmen aushilft. Dies braucht allerdings eine Sonderbewilligung des Kantons.

Der grosse Teil des Abfalls (45 %) stammt von den Haushalten, 23 % von der Industrie und 19 % vom Marktkehricht.

Der Verarbeitungsprozess verläuft von der Anlieferung zum Bunker, in den Ofen, in den Ausbrand (Schlacke) und benötigt auch einen Kamin. Was wir vom Kebag-Kamin regelmässig ausströmen sehen, ist kein Rauch, sondern Wasserdampf. Die Schlacke wird in eine spezielle Deponie transportiert. Aus der Schlacke kann die Kebag etwa einen Viertel als Wertstoffe wie Zink, Kupfer, rostfreier Stahl, Eisen oder Aluminium zurückgewinnen.

Ein zweites starkes Standbein der Kebag ist die Stromproduktion. Die Energie wird sowohl in Form von Wärme als auch Strom gewonnen. Mit der Abwärme aus der Verwertung des Abfalls wird Wasser zu Dampf erhitzt. Dieser Wasserdampf treibt eine Turbine an, die über einen Generator elektrischen Strom erzeugt. Ein grosser Anteil der Abwärme wird in die regionalen Fernwärmenetze von RegioEnergie und AEK zur Beheizung von Gebäuden eingespeist. Eine beachtliche Einnahmequelle kommt zudem vom Strom durch Photovoltaik, erzeugt durch die neue Photovoltaikanlage an der Fassade des Kebag-Gebäudes.

Die Kebag kann mit der Abfallentsorgung und der Stromproduktion einen erfreulichen, wertvollen Leistungsausweis vorweisen.

Warum der Nebau ENOVA, der 2020 begonnen wurde? Die bestehende Anlage hat nach 50 Jahren im Dauerbetrieb ihr technisches Dienstalter erreicht. Mit der neuen Anlage können aus der gleichen Abfallmenge 15 % mehr Energie gewonnen, die Emissionswerte verbessert und eine konsequente Wiederverwertung der Wertstoffe im Abfall garantiert werden. ENOVA wird dem neuesten Stand der Technik entsprechen und hochautomatisiert sein. Sie wird 2025 in Betrieb genommen, die jetzige Anlage ablösen und umwelttechnisch eine grosse Leistung bieten.

Die Gruppe der Mitte Solothurn-Lebern war stark beeindruckt von diesem grossartigen Entsorgungsunternehmen.

04.11.2022 LSR