Wohnen
Es grünt so grün in der heimischen Stube: Diese Zimmerpflanzen sind pflegeleicht und hübsch anzusehen

Exotische Zimmerpflanzen wie Monstera, Calathea oder Begonia erleben einen Beliebtheitsboom.

Martina Bortolani
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Der Klassiker Monstera deliciosa liebt es circa 1 bis 2 Meter vom Fenster entfernt. Mässig giessen.

Der Klassiker Monstera deliciosa liebt es circa 1 bis 2 Meter vom Fenster entfernt. Mässig giessen.

Blder: feey.ch

Die Pandemie hat einen Trend lanciert, den Pflanzenprofis schon länger beobachten und welcher sich dieses Jahr manifestieren wird: Es grünt und blüht in hiesigen Haushalten üppig und dschungelartig. Nach dem Urban Gardening in den Städten und auf den Vorhöfen städtischer Genossenschaftssiedlungen folgt nun der «Private Jungle» im Zuhause. Bei vielen sind lebendige Mitbewohner namens Monstera deliciosa, Ficus lyrata, Calathea orbifolia oder Begonia maculata in die Wohnung oder das Haus eingezogen. Zu Deutsch «Fensterblatt», «Geigenfeige», «Korbmarante» oder «Forellenbegonie» – exotische Zimmerpflanzen in allen Grössen, Formen und besonders solche, die ohne besonders grünen Daumen gedeihen, boomen.

Die Umsätze, so vermelden Onlinehändler wie Digitec Galaxus oder Coop Bau + Hobby, haben sich letztes Jahr im Vergleich zum Vorjahr vervielfacht. Seraina Cadonau von Digitec Galaxus Schweiz bestätigt auf Anfrage:

«Wir sehen eine steigende Nachfrage bei Zimmerpflanzen. Seit Beginn der Pandemie hat sich der Umsatz zu heute verfünffacht.»

Besonders beliebt, so Cadonau, seien die Monstera, der Eukalyptus oder die gefleckte Efeutute. Gleichstellungsmerkmale: robust und pflegeleicht.

Nachhaltige und innovative Nischenplayer

Zimmerpflanzen zaubern nicht nur einen organisch-eklektischen Touch ins Haus, sie haben auch eine luftreinigende Wirkung. Die US-Luftraumbehörde Nasa dokumentierte in ihrer «Clean Air»-Studie schon vor über zwanzig Jahren, dass die Grün- oder Graslilie bis zu neunzig Prozent der Schadstoffe aus der Luft abbauen könne. Ausgehend von Möbeln, Teppichen, Elektrogeräten, von Wandfarben oder Abgasen von der Strasse dringt täglich eine geringe Menge an Schadstoffen wie Formaldehyd, Toluol oder Benzol in unsere Wohnzone. Die Grünlilie, aber auch andere Pflanzen wie der Drachenbaum, der Gemeine Efeu oder die Kentia-Palme schaffen es, diese Schadstoffe zu filtern, umzuwandeln und als Sauerstofflieferant ins Raumklima einzuspeisen.

Die Efeutute mag es hell, aber nicht in der direkten Sonne. Einmal die Woche giessen. Besonders beliebt derzeit sind Aglanomeas mit bunten Blättern, weil robust und doch exotisch.

Die Efeutute mag es hell, aber nicht in der direkten Sonne. Einmal die Woche giessen. Besonders beliebt derzeit sind Aglanomeas mit bunten Blättern, weil robust und doch exotisch.

Bemerkenswert am Zimmerpflanzen-Kult ist nebst dem wachsenden Angebot vieler Grossanbieter, dass nachhaltige und innovative Schweizer Nischenplayer den Markt mitbestimmen. Eine Erfolgsgeschichte in diesem Segment liefert das Onlineunternehmen feey.ch aus der Ostschweiz. Die Brüder Janko und Sven Jakelj, 31 und 32, sind Teil des vierköpfigen Gründerteams von Feey und so etwas wie die Freitagbrüder für Heimbotanik.

Im Herbst 2019 gestartet, ist das Team bereits auf über 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewachsen, aktuell wird nach Deutschland expandiert. Feey hat sich mit hochwertigen und gesunden, kräftigen Pflanzen (ein Grossteil stammt aus Holland und Dänemark) einen soliden Namen in der Branche gemacht. Denn: Ein Pflänzchen für 9.90 Franken aus der Massenzucht erfreut zwar kurzfristig das Budget, verschwindet aber auch rasch ­wieder aus dem Interieur. Mit Nachhaltigkeit hat das wenig zu tun.

«Pflanzeneinsteiger» werden gehegt und gepflegt

Mit ein Grund, warum Feey auf dem Schweizer Markt schneller wächst als ein junger Philodendron, ist, dass man die Zielgruppe «Pflanzeneinsteiger» im wahrsten Sinne des Wortes hegt und pflegt. Dies beginnt bei der Beratung zur Wahl der Pflanze und endet bei Pflegetipps oder der Feeyschen Pflanzendoktor-Hotline. Sven Jakelj von Feey sagt:

«Es ist wie mit einem Haustier: Wer in einer Einzimmerwohnung lebt, dem rät der Hundeprofi kaum, sich einen Husky anzuschaffen.»

Die Bestseller, so Jakelj, der ursprünglich Geografie und VWL studierte, seien aktuell rosa oder orange Aglaonemas, die schnell wachsende Efeutute oder die grosse Monstera – eine beliebte und ebenfalls pflegeleichte Zimmerpflanze. In Erinnerung hat man die Monstera aus den Achtzigerjahren bei Herr und Frau Bieder neben der Wohnwand im Einfamilienhaus auf dem Land. Heute blüht sie bei Familie Hipster im Industrieloft am Stadtrand auf dem USM-Haller-Gestell.