Papa-und Papi-Kolumne
Wenn die Freude am Schneesport schnell wieder verfliegt

In seiner Kolumne «Papa & Papi» schreibt Ethiker Michael Braunschweig über das Elternsein mit seinem Mann und seinen Kindern. Diese Woche über das Silvesterschlitteln mit seiner Familie.

Michael Braunschweig
Michael Braunschweig
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Prinz William, Herzogin Kate, Prinz George und Charlotte waren das erste Mal zu viert in den Ferien. Für die Kinder war es die erste Begegnung mit Schnee. Symbolbild.

Prinz William, Herzogin Kate, Prinz George und Charlotte waren das erste Mal zu viert in den Ferien. Für die Kinder war es die erste Begegnung mit Schnee. Symbolbild.

Keystone

Die Zeit von Weihnacht und Neujahr ist ein fixer Höhepunkt in unserer Jahresplanung. Mittlerweile haben wir alle Feiertage gut hinter uns gebracht. Unsere Kleinen haben sich dabei als geschickte Geschenkjäger erwiesen.

Keine Klebetechnik, der sie nicht gewachsen waren, keine noch so trickreiche Paketschnürung, die sie nicht lösen konnten – notfalls freilich mit derselben Technik, der bereits zahlreiche Bücher zum Opfer gefallen sind: dem gezielten Riss durch das Papier. Voller Euphorie haben sie aufgerissen, was ihnen in die Hände kam und nicht schnell in kindersichere Höhe gehoben wurde.

Überrascht haben sie uns aber wieder einmal mit ihrer musikalischen Sensibilität: Als sie beim Besuch bei Grosmami das geschmückte Bäumchen erblickten, haben sie gleich ein «O Tannenbaum!» angestimmt. Gut, sie sind nur bis zu den «günen Bättel» gekommen – aber immerhin! Angetan hat es ihnen offenbar ein englisches Weihnachtslied. Jedes Mal, wenn sie Schnee, einen Schlitten oder ein Pferd oder Pony erblicken, hopsen sie aufgeregt auf und ab und trällern «Jingle Bells».

Sie wissen auch genau, woher sie das Lied kennen: Zwei ihrer Paten hatten ihnen ein wunderschön verziertes Kinderliederbuch geschenkt, das auf Knopfdruck ebendiesen Christmas Carol erklingen lässt. «Jingle-Götti» heissen die beiden nun. Und gross war die Freude, als über die Tage des Jahreswechsels bei ihnen tatsächlich einen Schlitten ausleihen durften.

Silvester und Neujahr verbringen wir traditionell in einer grossen Gruppe von Freunden in Mürren. In dem autofreien Kronjuwel der Alpen mit stetem Blick auf die Dreifaltigkeit von Eiger, Mönch und Jungfrau gibt es im Winter ja eigentlich kein anderes legitimes Fortbewegungsmittel als Ski. Hier, wo der Alpinski erfunden wurde, sollen unsere Kinder in ein oder zwei Jahren den Zauberteppich hoch und die Hänglein heruntergleiten.

Dieses Jahr haben wir uns noch mit Schlitteln begnügt. Schon Tage davor haben die Kinder von wenig anderem gesprochen als vom Schlittenfahren. Offenbar war ihre Vorstellung anders als die Realität. Schon nach einer halben Stunde gemächlicher Fahrt protestierten sie lauthals. So leicht wollten wir uns allerdings nicht geschlagen geben und machten Rast.

Mit kaltem Wasser und trockenen Darvidas waren unsere zwei kleinen Hoheiten nicht zu bestechen. Da konnte nur eines helfen: Sie auf die Rückentragen zu schnallen und den Rest zu Fuss zurückzulegen. Kaum sassen sie oben, war alles Wehklagen vergessen, und fröhlich stimmten sie ihr «Jingle Bells» wieder an, während wir im gemeinen Dienst unserer Majestäten mit der schweren Last durch den Schnee stapften. «Keep calm and carry on.» Das James-Bond-Frühstück auf dem Piz Gloria hatten wir uns damit redlich verdient.

Michael Braunschweig

Der Ethiker und Theologe hat mit seinem Ehemann zweijährige Zwillinge.