Saison
Sonne tanken und danach jungen Wein geniessen – Das sind die fünf schönsten Rebwanderungen der Schweiz

Um die leuchtenden Farben der Rebberge zu geniessen, braucht es keine weite Reise, dafür Sonnencrème. Die Tipps unserer Reiseredaktoren.

Annika Bangerter, Urs Bader, Niklaus Salzmann, Silvia Schaub
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Jetzt ernten Winzer in der ganzen Schweiz ihre süssen Trauben.

Jetzt ernten Winzer in der ganzen Schweiz ihre süssen Trauben.

Keystone

Wer durch Reben wandert, befindet sich auf der Sonnenseite. Egal, ob im Thurgau, im Baselbiet oder im Aargau. Wo Trauben zwischen knorrigen Stämmen hängen, gibt es eine Sonnenstube. An den sonnengefluteten Südhängen gefällt es den wärmeliebenden Pflanzen in der Regel am besten.

Wer daher den warmen Septembertagen nachtrauert, sollte die Wanderschuhe schnüren und den nächstgelegenen Weinberg aufsuchen. Dafür ist keine Reise ins berühmte Lavaux am Genfersee oder in die grösste Weinbauregion der Schweiz, das Wallis, nötig. Meistens finden sich unweit der eigenen Haustür symmetrisch aufgereihte Reben. Zumindest wachsen gemäss Schweiz Tourismus in jedem der 26 Kantone Rebstöcke.

Vom Jura bis zu den Alpen gibt es Wege, die nicht nur durch idyllische Weinberge führen, sondern auch Wissenswertes über den Anbau, die Pflege und die Traubensorten vermitteln. Es lohnt sich, etwas Zeit mitzubringen, um nach der Wanderung in den nahe gelegenen Gaststuben die regionalen Tropfen zu degustieren. Wer in der Deutschschweiz unterwegs ist, trinkt dabei oft Rotwein, denn in diesem Weinbaugebiet dominieren die roten Rebsorten. Auf drei Viertel der Fläche wird Pinot noir angebaut.

Trasadingen SH: Auf dem Panoramaweg

Im Klettgau SH gibt es den grössten Rebberg der Deutschschweiz. (Bild: Getty)

Im Klettgau SH gibt es den grössten Rebberg der Deutschschweiz. (Bild: Getty)

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Im Klettgau, westlich von Schaffhausen, erstreckt sich eindrücklich der grösste zusammenhängende Rebberg der Deutschschweiz. Er lässt sich auf einem attraktiven Panoramaweg erkunden und beginnt auf der Siblingerhöhe, erreichbar per Bus ab Schaffhausen, und führt in südwestlicher Richtung über den Hallauer- und Wilchingerberg nach Trasadingen.

Der Weg verdient seinen Namen durchaus, da sich im Süden das Panorama der Alpen präsentiert und gegen Nordwesten jenes der Höhenzüge des Südschwarzwalds. Gleichwohl lohnt sich auf dem Weg ein Abstieg ins Winzerdorf Hallau. Auf einem kleinen Rundgang entdeckt man zahlreiche malerische Ecken und Winkel und schöne alte Brunnen. Und vor allem gibt es im Dorf eine Vinothek mit einem kleinen Weinbaumuseum, allerdings mit beschränkten Öffnungszeiten, in der sich über 50 einheimische Weine degustieren lassen. Urs Bader

Muttenz BL: Wo Turmfalken über den Reben kreisen

Nahe den Rebstöcke in Muttenz BL thront die Burgruine Wartenberg. (Bild: Wikipedia)

Nahe den Rebstöcke in Muttenz BL thront die Burgruine Wartenberg. (Bild: Wikipedia)

Getty

Muttenz und Pratteln: Bei diesen Baselbieter Dorfnamen tauchen vor dem inneren Auge Wohnblöcke, riesige Industrieanlagen und eine Autobahnraststätte auf. Doch das ist nur die eine, in der Freizeit vernachlässigbare Seite der beiden Orte. Davon weit weg fühlt man sich, wenn man auf dem Reblehrpfad zwischen den beiden Dörfern spaziert.

Der Weg ist ab der Tramhaltestelle «Muttenz Dorf» ausgeschildert und führt in ein grünes Tal. Er schlängelt sich durch grüne Rebstöcke und an 18 Infotafeln vorbei, die über Traubensorten, Rebschnitte oder tierische Bewohner des Weinbergs informieren.

Wer den Blick schweifen lässt, sieht die sanft geschwungenen Hügel auf der gegenüberliegenden Talseite. Von den Rebstöcken aus ist es ein kurzer Abstecher zu den nahen Burgruinen auf dem Wartenberg. Von dort reicht der Weitblick bis ins Elsass, und am Himmel lassen sich Turmfalken beobachten. Annika Bangerter

Weinfelden TG: Ein Safe voll mit edlen Tropfen

Degustieren entlang des Weges: Der Weinsafe in Weinfelden TG. Bild: zvg

Degustieren entlang des Weges: Der Weinsafe in Weinfelden TG. Bild: zvg

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Eines der sechs Thurgauer Weinbaugebiete liegt am Ottenberg über Weinfelden. Dort ist ein Weinweg als Rundweg angelegt. Wer will, kann am Bahnhof den Weinweg-Rucksack kaufen mit Flyer, einer kleinen Wegzehrung, einem Glas und dem Code für einen an der Strecke stehenden Weinsafe (19 Fr.). Dann geht es los.

Zunächst durch das historische Weinfelden, mit stattlichen Häusern und verträumten Winkeln. Schon bald kommt der erste Aufstieg, und man steht in den Reben. Je höher man steigt, desto famoser ist die Aussicht über das Thurtal hinweg, bis in den Alpstein oder zum Vrenelisgärtli.

Der Weg führt westwärts durch die Reben, vorbei an alten Weingütern, grasenden Schafen und Ziegen. Tafeln informieren über den hiesigen Weinbau, stellen Rebsorten und Winzerinnen und Winzer vor. Und dann taucht der Weinsafe auf – er öffnet sich, bereit stehen ein paar Weine zur Verkostung. Urs Bader

Biel BE: Seesicht für bescheidene Heiratswillige

Auf dem Rebenweg entlang des Bielersees überschreitet man den Röstigraben. (Bild: Getty)

Auf dem Rebenweg entlang des Bielersees überschreitet man den Röstigraben. (Bild: Getty)

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Kurz führt der Rebenweg von der Talstation der Magglingenbahn in Biel durch den Wald. Dann sticht er auf halber Höhe in die Rebberge, durch den sonnenbeschienenen Südhang, mit Aussicht auf See und Petersinsel. Ein wenig wie im Lavaux, nur dass hier alles etwas kleiner ist, sowohl der See als auch die Rebberge.

Selbst die Kirche von Ligerz, der Höhepunkt der Wanderung, steht fast bescheiden zwischen den Reben, obwohl sie als Bijou selbst eingefleischten Junggesellen Lust aufs Heiraten macht. Der Wein für den Hochzeitsapéro kann gleich zu Fuss aus dem Dorf hochgetragen werden.

Doch zurück zum Wandern. Wer bereits müde ist, nimmt in Ligerz den Zug oder das Schiff. Die anderen machen den Schritt über den Röstigraben und kommen nach insgesamt vier Stunden im mittelalterlichen Städtchen La Neuveville an. Spätestens da ist der Zeitpunkt für ein Glas Weisswein gekommen. Niklaus Salzmann

Baden AG: Rebwanderung im urbanen Gebiet

In Wettingen AG wird seit rund 800 Jahren Wein angebaut. (Bild: Claudia Laube)

In Wettingen AG wird seit rund 800 Jahren Wein angebaut. (Bild: Claudia Laube)

Claudia Laube

Über Baden AG thront die Goldwand, die im Herbst ihrem Namen Ehre erweist. Wer am Ennetbadener Geissberg durch die Weinberge wandert, hat das Gefühl, beinahe auf die Bäderstadt zu fallen. Hier wachsen die edlen Tropfen des Weinguts Goldwand, die so manche Goldmedaille gewonnen haben.

Die Kurzwanderung lässt sich ideal verlängern, wenn man via Schartenfels ins nächste urbane Weinbaugebiet geht, nach Wettingen an den Herrenberg. Hoch über der zweitgrössten Gemeinde des Kantons Aargau – mit einem herrlichen Blick in die Alpen – geht es gemütlich durch die Rebberge am Südhang der Lägern.

Die mittelschweren, kalkhaltigen Böden eigen sich perfekt für Blauburgundertrauben. Hier wird bereits seit der Klostergründung 1227 Wein angebaut. Bei der Klosteraufhebung 1841 dehnten sich die Rebberge über 85 Hektaren aus. Heute sind am Lägernhang noch 15 Hektaren bestockt. Silvia Schaub