Pandemie
Beschädigter Sinusknoten könnte Herzrhythmusstörungen nach Covid-19 erklären

Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist selbst ein Jahr nach einer Infektion mit Covid-19 deutlich erhöht, wie eine grossangelegte Studie gezeigt hat. Nun wurde eine mögliche Erklärung dafür gefunden.

Wanja Staubli
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Menschlicher Torso mit Herz und abgehenden Blutgefässen

Menschlicher Torso mit Herz und abgehenden Blutgefässen

Bild: Getty

Laut den am Dienstag publizierten Zahlen des BAG wurden in der vergangenen Woche noch 28'244 Menschen in der Schweiz positiv auf Covid-19 getestet. (Die Dunkelziffer der Infektionen dürfte sehr viel höher sein). In der Vorwoche waren es noch fast 40 '00. Die Hospitalisationen sind mit 344 nach wie vor tief und sinken weiter. Das Problem bei derart vielen Ansteckungen sind die Langzeitfolgen. Diese können auch nach einem weniger schweren Verlauf auftreten. Dazu gehören häufig beobachteten Herzrhythmusstörungen.

In einer neuen US-Studie, die im Journal Circulation Research erschien, wurde nun eine mögliche Ursache solcher Herzrhythmusstörungen entdeckt. Die Forschenden konnten zeigen, dass Sars-CoV-2 in Zellen des körpereigenen Herzschrittmachers (Sinusknoten) eindringen kann und dort einen Prozess namens Ferroptose einleitet. Dabei stirbt die Zelle und setzt sogenannte reaktive Sauerstoffspezies (ROS) frei. Diese schaden dann auch den umliegenden Zellen.

Nachgewiesen wurde das in Tierversuchen und in menschlichen Stammzellen. Letztere wurden durch fortgeschrittene zellbiologische Verfahren zu Zellen umgeformt, die den Zellen des Sinusknoten ähneln. Die Forschenden nutzten diese, um zu zeigen, dass Sars-CoV-2 solche Zellen infizieren kann. Bei infizierten Zellen konnten sie zudem Entzündungsprozesse bis hin zum Zelltod durch Ferroptose genau mitverfolgen.

Der Sinusknoten gibt den Herzschlag vor

Der Sinusknoten besteht aus spezialisierten Muskelzellen, die ohne äusseren Einfluss einen elektrischen Impuls abgeben können. Dieser wird über eine Reihe anderer Zellen weitergeleitet und führt dadurch zum Zusammenziehen des Herzens, dem Herzschlag. Dass Sars-CoV-2 zum Zelltod durch Ferroptose führt sei spezifisch für Zellen des Sinusknoten, bei keinem anderen Zelltyp konnte ähnliches beobachtet werden, so Dr. Shuibing Chen, Co-Autor der Studie.

Schäden am Sinusknoten können zu Herzrhythmusstörungen führen. Während das in manchen Fällen gar nicht bemerkt wird, kann es aber auch zu Symptomen wie Schwindel, Schwächegefühl bis hin zu Ohnmacht kommen. Um Herzrhythmusstörungen vorzubeugen werden eine gesunde Ernährung, Sport und ein Verzicht auf Rauchen empfohlen. Auch dauerhafter Stress erhöht das Risiko.

Die Tiermodelle und Zellen, die in der Studie verwendet wurden, sollen für weitere Untersuchungen von Herzrhythmusstörungen durch Sars-CoV-2 verwendet werden. Doch auch für andere Erkrankungen des Sinusknoten könnten sie zu neuen Erkenntnissen verhelfen.