Es heisst, Männer hätten keinen Spielraum, was ihr Schuhwerk anbelangt. Schauspieler Paul Newman beweist post mortem das Gegenteil. Ein Stil-Leitfaden für die letzten Sommertage und den Herbst.
Wenn die Temperaturen hoch klettern, geht es los mit dem Dilemma. Gefangen in stereotypen Vorstellungen, tragen viele Männer im Sommer entweder die immergleichen Turnschuhe oder ausgelatschte, klobige Sandalen an den Füssen. Schön anzusehen ist Letzteres selbstredend nicht, insbesondere, wenn in dem Moment die Nachlässigkeit in Sachen Fusspflege ans Tageslicht kommt (siehe Box). Aber was soll Mann tun, wenn er doch keine Wahl hat?
Pedicure
Die Voraussetzung dafür, im Sommer ein Paar Ledersandalen spazieren zu tragen, sind astrein gepflegte Füsse und besonders: Nägel. Die Zeiten, als diese Affinität zu Körperpflege als unmännlich galt, sind glücklicherweise längst vorbei. Der moderne Mann investiert Zeit in die Pedicure – und scheut auch die Kosten nicht.
Zwar kann die Nagelpflege mit Schere oder Clip durchaus zu Hause abgehalten werden, doch damit ist die Sache längst nicht erledigt. Hornhaut und Nagelhäutchen müssen hie und da auch entfernt, die Haut gepflegt werden.
Es gibt immer mehr Kosmetiksalons in der Schweiz, die entsprechende Services explizit für Männer und abgestimmt auf deren Bedürfnisse anbieten, etwa das Nagelstudio von Backstage Beauty in Zürich (www.backstagebeauty.ch) oder die Ableger der Schminkbar an diversen Standorten (www.schminkbar.ch). Zur Session gehört meist auch eine entspannende Fussmassage – das ist das Geld allemal wert.
Keine Ausflüchte mehr jetzt! Dieser Spätsommer und Herbst bietet für die Herren viel Spielraum, was die Wahl des Schuhwerks anbelangt. So ist etwa der Penny Loafer, der elegante, rahmengenähte Schlupfschuh aus – das ist zwingend! – hochwertigem Leder wieder gross im Kommen.
Er kann sowohl an heissen als auch kühleren Tagen getragen werden, in der Freizeit und im Büro, und er ist praktisch, weil er im Nu an- respektive ausgezogen ist. Mit Laufsohle und einem Absatz versehen, gilt er als Weiterentwicklung des Mokassins, welche die Amerikaner nach dem Ersten Weltkrieg vorantrieben. Also ziemlich genau vor hundert Jahren.
Ursprünglich wurde der Loafer von Collegestudenten getragen. Der Legende nach nutzten sie bei Prüfungen die Aussparung des über den Rist verlaufenden Riemens als Aufbewahrungsort eines Glückspennys – deshalb der Name. Es war indes die bequeme Leichtigkeit des Schuhs, die bald auch die Massen überzeugte. Unter ihnen etwa der 2008 verstorbene Schauspieler Paul Newman, dessen zeitlos-klassischer Stil ein Markenzeichen war und ihn zur Modeikone werden liess.
Wer in seine Fussstapfen treten möchte, sollte berücksichtigen, dass der US-Amerikaner seine Penny Loafers der Originalmarke G. H. Bass und hin und wieder auch Mokassins im Sommer mit kurzen Chino-Hosen und einem gestreiften Shirt im nautischen Stil kombinierte, jeweils in zurückhaltenden Farben. Weisse, halblange Baumwollsocken – keinesfalls solche aus der Sportabteilung! – rundeten das Outfit ab.
Zu den Evergreens in Newmans Garderobe gehörten auch geschnürte Sneakers aus Canvas (Segeltuchstoff), meist in den Farben Weiss oder Dunkelblau.
Der Schönling trug die Turnschuhe bei fast jeder Gelegenheit, sei es am Set, zu Hause in Connecticut, vor einem seiner Autorennen und zum Bootsausflug auf dem See. Er schätzte es, dass die Schuhe nicht nur stylish wirkten, sondern robust und darum langlebig waren. Apropos Boot: Mit einem Paar Bootsschuhen der Marke Church oder auch Timberland, die sich durch eine besonders rutschfeste und biegsame Sohle auszeichnen, bewegt sich Mann in diesen Tagen ebenso auf der stilsicheren Seite – nicht nur auf dem Wasser.
Die typischen Schnürsenkel in den Seitenösen geben dem Schuh einen legeren Touch, weshalb er in erster Linie in der Freizeit getragen wird – und zwingend ohne Socken, höchstens mit unsichtbaren Füsslingen.
Wenngleich es keine Bilder dazu gibt, ist davon auszugehen, dass der modeaffine Newman auch hin und wieder – an besonders heissen Tagen – Riemensandalen im Stil von Marlon Brandos Julius Caesar im gleichnamigen Film (1953) trug.
Die Auswahl an Modellen in diesem Segment ist heute riesig, mit gekreuzten oder geflochtenen Riemen, breiteren und schmaleren. Beim Kauf gilt: Je hochwertiger das Leder, desto weicher ist es und die Sandale bequemer. Das Luxusmodehaus Hermès läuft in dieser Liga mit dem Izmir-Modell ganz vorn mit, doch mit einem Kostenpunkt von rund 700 Franken sprengt es wohl so manches Budget. Minder Betuchte fahren mit dem Label Ancient Greek Sandals auch ganz prima.
Noch scheinen uns bei dem sommerlichen Wetter die Sandalen eine Weile erhalten zu bleiben, doch er wird einziehen, der Herbst. In dieser Jahreszeit mutierte Paul Newman hin und wieder zum Mann fürs Grobe: Zu seinem liebsten Schuhwerk in der kalten Jahreszeit gehörten Chelsea Boots, überknöchellange Stiefel mit dem charakteristischen seitlichen Gummibandeinsatz.
In schwarzem Glattleder machen sie sich nicht nur gut zum Anzug, sondern auch zu einer Jeans. Newman hatte derweil ein Faible für klobigere Ausführungen aus feinem Rauleder. Wer es ihm gleichtun will, sollte auf das Modell Stalon, die Chelsea-Boots-Version von Birkenstock, setzen. Laut dem Magazin «Forbes» ist das heute «der beste Stiefel für den modernen Mann». Womit am Beispiel Paul Newman bewiesen wäre, dass guter Stil nie aus der Mode kommt.