Klima
Die Erde brennt: Der Weltklimarat befürchtet eine Vermehrung von Wetterextremen

Gemäss dem neusten Bericht des Weltklimarats IPCC werden starke Niederschläge und Hitzewellen noch häufiger und heftiger. Auch in der Schweiz.

Bruno Knellwolf
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Die Waldbrände in Griechenland toben weiter.

Die Waldbrände in Griechenland toben weiter.

Keystone

Südeuropa brennt und stöhnt unter der extremen Hitze, wir ertrinken im vielen Wasser. Und der heute veröffentlichte sechste Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC macht leider keine besseren Prognosen. Demnach ist mit extremen Wetterereignissen wie zuletzt in der Schweiz und Deutschland und im Süden vermehrt zu rechnen. Hier die Hauptaussagen des IPCC-Berichts an dem 234 Expertinnen und Experten aus 65 Ländern, davon fünf aus der Schweiz, beteiligt waren, die den aktuellen Kenntnisstand zu den naturwissenschaftlichen Grundlagen zusammenfassen.

Menschlicher Einfluss ist eindeutig

Betont wird im Bericht des Weltklimarats, dass die Erwärmung der Atmosphäre, der Ozeane und der Landflächen eindeutig vom Menschen beeinflusst worden ist. Durch menschliches Tun haben schnelle Veränderungen stattgefunden.

Zudem seien das Ausmass dieser jüngsten Veränderungen im gesamten Klimasystem wie auch der gegenwärtige Zustand vieler Aspekte des Klimasystems seit vielen Jahrhunderten bis Jahrtausenden beispiellos, schreiben die Autoren des IPCC-Berichts.

Mehr Wetterextreme

Der letzte Sachstandsbericht wurde 2013 gemacht. Seither gibt es stärkere Belege für beobachtete Veränderungen von extremen wie Hitzewellen, Starkniederschlägen, Dürren und tropischen Wirbelstürmen und auch bessere Hinweise auf den Einfluss des Menschen. Von 2013 bis 2019 erhöhten sich die durchschnittlichen Konzentrationen von CO2 um knapp 5 Prozent, von Methan um 3,5 Prozent und von Lachgas (N2O) um 2,5 Prozent. Gemäss Kaspar Plattner von der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL zeigt der Bericht, dass die CO2-Konzentration in der Atmosphäre im Jahr 2019 um 47 Prozent höher war als zu Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Und auch höher als je zuvor in den letzten zwei Millionen Jahren, hält Plattner fest, der auch Leitautor des Sachstandsberichts ist.

Nicht nur die atmosphärische CO2-Konzentration ist deutlich höher als zwischen 1850 und 1900, die globale Oberflächentemperatur lag zwischen 2011 und 2020 um durchschnittlich etwa 1,1 Grad Celsius höher als in vorindustrieller Zeit.

Die Schweiz ist auch betroffen

Parallel dazu haben die Häufigkeit und Stärke von Hitzewellen und Starkniederschlägen wie wie sie gerade jetzt beobachten seit 1950 zugenommen und als Hauptursache wird der durch Menschen verursachte Klimawandel bezeichnet. Das Auftreten von Wetterextremen ist regional unterschiedlich. Gemäss Sonja Seneviratne von der ETH Zürich ist Westzentral-Europa und damit die Schweiz davon betroffen und muss mit mehr Hitzewellen und Starkniederschlägen sowie Dürren rechnen.

Die weiteren Klimaaussichten sind gemäss dem IPCC-Bericht nicht gut. Die globale Temperatur wird bis Mitte Jahrhundert weiter steigen. Eine globale Erwärmung von 1,5 und 2 Grad wird im Laufe des 21. Jahrhunderts überschritten werden. Ausser wenn drastische Reduktionen der CO2- und anderer Treibhausgasemissionen wie Methan und Lachgas durchgeführt werden. Bis 2050 muss demnach netto Null an Treibhausgasemissionen erreicht werden. Dann kann die globale Erwärmung mit mehr als 50 Prozent Wahrscheinlichkeit auf unter 1,6 Grad Celsius und unter 2 Grad beschränkt werden, wie Erich Fischer von der ETH Zürich und Leitautor des IPCC-Berichts sagt. Ansonsten könnte sich die Erde im schlechtesten Szenario um etwa fünf Grad erwärmen.

Schon bei einer Erwärmung um 1,5 Grad werden Starkniederschläge oder Hitzewellen in den meisten Regionen häufiger und erreichen Intensitäten von bisher ungekanntem Ausmass. Auch das Schmelzen der Gletscher, von Meereis und Permafrost wird weitergehen. Diese sind bereits jetzt für Hunderte oder Tausende von Jahren unumkehrbar, auch wenn sich die globale Temperatur stabilisiert. Natürliche Schwankungen des Klimasystems können die Folgen des Klimawandels kurzfristig in gewissen Regionen zwar abdämpfen, längerfristig aber nicht.