In der «Jung & Alt»-Kolumne schreibt unsere Autorin Samantha Zaugg alternierend mit Ludwig Hasler, Philosoph und Publizist, 76. Diese Woche erklärt Zaugg, was Memes sind.
Lieber Ludwig
Du beobachtest das ganz richtig: Selbstdarstellung ist für viele in meiner Generation ein wichtiges Werkzeug. Und zwar überall. Beim Onlinedating, in den sozialen Medien, in der Arbeitswelt. Ist ja klar, ohne geht es nicht. In gewissen Branchen ist es nötig, sein Profil zu schärfen, sich zur Marke zu machen, als Brand zu etablieren.
Ich könnte über die schwierige wirtschaftliche Situation schreiben, den Arbeitsmarkt, die stetig steigenden Anforderungen. Darüber, dass man heute Bachelor, Master, Praktika, Fremdsprachen und Arbeitserfahrung mitbringen muss, um überhaupt eine Stelle zu bekommen. Während früher eine KV-Lehre oder ein halbes Germanistikstudium mit Tanzkurs gereicht haben für einen Job. Der dann auch genug Geld abgeworfen hat, um mit dreissig ein Haus zu haben und Kinder und einen Golden Retriever.
Aber das fände ich einigermassen uninteressant. Darüber wurde allerhand geschrieben, und es gibt auch bestimmt eine Million Memes dazu. Bitte was? Na, hab ich dich erwischt? Weisst du, was ein Meme ist? Ich beobachte, dass Menschen, sagen wir mal ab etwa 50, nichts mit Memes anfangen können. Entweder wissen sie nicht, was es ist, oder sie wissen es zwar, verstehen es aber nicht.
An dieser Stelle wende ich mich an die Leserinnen und Leser. Guten Tag. Wenn Sie nicht wissen, was ein Meme, ausgesprochen «Miim», ist, würde ich Ihnen das eigentlich gern erklären. Aber ich sag, wie es ist, ich kann es nicht. Wenn ich es definieren müsste, würde ich sagen, ein Meme ist eine Art Witz im Internet. Es ist ein Bild mit Text, und das Bild kennt man meistens von Filmen, Serien oder von anderen Memes. Memes sind ein popkulturelles Referenzsystem, das immer wieder Bezug auf sich selbst nimmt und sich so ständig weiterentwickelt. Es ist verzwickt. Die Definition klingt so kompliziert, dabei sind Memes eigentlich simpel.
Ich hab versucht, Beispiele zu finden, die alte Leute kennen und mit denen man ein Meme erklären kann. Aber die Ergebnisse sind allesamt unbefriedigend. «Es ist wie Loriot, einfach anders», hilft niemandem. Es macht auch wenig Sinn, Memes zu beschreiben. Es gehört ja das Bild dazu. Ich schlage also vor: Suchen Sie im Internet nach «Meme», und schauen Sie die Bilder an. Oder, wenn Sie keinen Zugang zum Internet haben, suchen Sie sich eine Person, die aussieht, als wäre sie jünger als 25, und fragen Sie die.
So, Ludwig, nach dem Exkurs zurück zu dir. Mich interessiert jetzt natürlich: Woran liegt es, dass alte Menschen Memes nicht verstehen? Haben sie sich einfach die Sehgewohnheiten noch nicht angeeignet? Oder verändert sich Humor so fest im Alter?
Samantha