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Die sichersten Masken gegen das Corona-Virus werden nicht immer korrekt geprüft – das liegt an der europäischen Norm.
Die Debatte um den besten Schutz gegen das Corona-Virus geht weiter: In Deutschland hat die Zeitung «Die Welt» einen Artikel publiziert mit der Schlagzeile: «FFP2-Masken ohne Schutz». Es geht dabei um FFP2-Masken, welche kleinste Partikel nicht so zuverlässig filtern, wie es sein sollte. Dies aber nicht nur bei gefälschten Masken sondern wegen dem europäischen Messverfahren, das einigen Spielraum erlaubt.
Das Problem wurde bekannt, nachdem bei einer Nachprüfung der deutschen Prüfgesellschaft Dekra 13 FFP2-Masken von 27 Herstellern als nicht genügend beurteilt wurden. Dies, obwohl die Masken auf die europäische Norm EN 149 geprüft waren. «Wir verlassen uns auf eine Norm, die den Namen nicht verdient», sagt Maximilian Weiss, Geschäftsführer eines Partikelmessgeräte-Herstellers gegenüber der «Welt». Weiss kritisiert, dass die Prüfpartikel unterschiedlich gross sein dürfen. Am Ende wird die Gesamtsumme gemessen und nicht, ob zwar nur wenige grosse Partikel, aber viele kleine durchschlüpften.
Auch Forscher des Karlsruher Institutes für Technologie kritisieren die Messtechnik, die bei EN 149 zugelassen ist. Sie schreiben in einer Studie, die Werte der durchgedrungenen Partikelgrösse könnten eine unangemessen grosse Bandbreite abdecken. Deshalb sei es mit diesem Standard schwierig, bei Masken eine verlässliche Messung zu erhalten.
Der Schweizer Aerosolexperte Ernest Weingartner sagt dazu: «Ich bin auch nicht glücklich damit, die Norm ist ein Stück weit gummig.» Er sieht sie aber nicht als so problematisch an. Dies, weil zum Prüfverfahren zwei Tests gehören, die beide durchgeführt werden müssen: Nicht nur einer mit Natriumchloridpartikel, deren Grösse stark variieren kann, sondern auch mit Partikeln aus Paraffinöl, wo auf der anderen Seite mit Lichtstreuungen die Grösse der durchgedrungenen Partikel gemessen wird. «Das stellt das ganze Prüfverfahren auf einen solideren Grund», sagt Weingartner.
Er hat in seinem Labor an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW viele FFP2-Masken gemessen und sagt: «Die meisten sind gut und filtern die vorgeschriebenen 94 Prozent aller Partikel mit weniger 0,6 Mikrometer Durchmesser.» Gefälschte Masken hat sein Team nur vier aufgespürt. Solche Masken weisen Filtrationseffizienzen unter 50 Prozent für die feinen Aerosolpartikel auf.
Die neu geschaffene Schweizer Regel SNR 30000 ist lässt, anders als EN 149, keine grosse Bandbreite bei den Messungen zu. Denn die Grösse der Partikel ist definiert und es muss unter trocken Bedingungen gemessen werden.
Weil es lange dauert, bis Normen überarbeitet sind, hat in Deutschland nun ein medizinischer Gutachter kurzerhand das Gütesiegel CCF «Covid Certified Filter», geschaffen.
Einen gewissen Schutz bieten die kritisierten Masken dennoch alle für den täglichen Gebrauch. Für Fachleute im Spital oder in der Chemiebranche sind die Anforderungen hingegen höher. Nutzlos gegen virenhaltige Aerosole sind: Plastik-Masken, Visiere, Schals und selbstgenähte Stoffmasken ohne speziellem Vlies. Masken müssen gut auf dem Gesicht anliegen, damit die Filterleistung nicht nur im Labor, sondern auch in der Praxis gewährleistet ist.